Amanohara
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Amanohara

die Welt liegt in Trümmern, wer wird sich um sie kümmern? Wer wird sie beherrschen? - deutschsprachiges Fantasy-RPG
 
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Zeit
Wetter und Zeit

Es ist Morgen, 7.00 Uhr

Nach einer klaren Nacht ziehen nun von Osten her Wolken auf. Über dem nördlichen Meer braut sich eine Front zusammen, die auch bereits von der Küste aus zu sehen ist. Es herrscht ein feuchter Ostwind.
In Tinae geht etwas verspätet die Sonne auf, noch wird der Himmel lediglich von einzelnen Schäfchenwolken bedeckt.
In der Höhe liegt Raureif bei spätwinterlichen Temperaturen, auf tieferen Ebenen ist es trocken und etwas wärmer bei leichtem Südostwind.
Im Südenwesten ist es vorläufig noch klar und es ist ein schöner Sonnenaufgang zu geniessen.
Was gerade los ist
Ereignisse & Plots

Ereignisse:
Die Gildenkämpfe haben sich gelegt, doch die unmittelbaren Folgen sind deutlich sichtbar: verbarrikadierte, beschädigte oder sogar abgebrannte Häuser und unzählige Verletzte. Die Säle der Heilergilde sind zum Bersten voll und es fehlt an fast allem: Material, Platz und Helfer. Jede helfende Hand ist sofort willkommen.
Die Aufräumarbeiten sind schneller angelaufen, aber auch hier könnten zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht werden.
Zudem wollen manche Gilden ihre Position verstärken und sind nun auf der Suche nach neuen Mitgliedern.

Plots:
- Eine Elfe in Amanohara?
- Wir waren es nicht!
- Mirars Vermächtnis
- Rekruten gesucht
- Gelehrte verschollen

 

 Trampelpfad Tinae

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Kha Temeh
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Jun 23, 2012 1:13 am

Dieser plötzliche Wandel. Er irritierte den Jäger und ließ ihn einige Zeit einfach nur zu Akiko aufsehen bis diese sich auch schon zu ihm setzte. Nach der vorher herrschenden Distanz wirkte es als hätte sie nicht nur Beeren gesammelt während sie weg war. Woran lag es nur? Hatte sie sich vorgenommen sich ihm gegenüber anders zu verhalten oder verfolgte sie damit ein bestimmtes Ziel? Oder bildete er sich das nur ein?
Erstmal wortlos reichte er ihr die Schalenförmige Rinde mit dem Rest Tee. Er hatte ja extra etwas für sie zurück behalten.
"Die Leute im Dorf am Fuße des Gebirges haben mir die Kräuter mitgegeben. Sie sagten sie würden stärken. Er riecht nicht nur gut er schmeckt auch. Probiert ihn." Sie dabei beobachtet wie sie die Beeren vor ihnen ablegte, folgte er ihrem Rat. Die dunklen Beeren ließ er lieber ganz weg und bediente sich von den anderen. "Danke für eure Mühe." ,sagte er leise und lehnte sich zurück. Ihm fielen schon jetzt fast die Augen zu. Wie auch am Wasser hütete sich Kha davor zu gierig zu sein. Nur eine Hand voll der Beeren sehr langsam gegessen, ließ er seinem Magen die Zeit sich an die Nahrung zu gewöhnen.
Das Feuer knisterte, hin und wieder rauschte das Blätterdach über ihnen. Alles Laute die noch nie so einschläfernd waren wie nun. Nur mit Mühe konnte er die Augen offen halten und sah von Akiko ebenfalls hinauf zum Himmel. Ihm gefielen viel mehr die hübschen Blätterdächer. Dieses natürliche Dach hatte etwas beschützendes.
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Akiko Yoe
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Jun 23, 2012 10:01 pm

„Ah. Danke“, sagte Akiko und nahm die Schale mit dem Tee entgegen. Noch einmal sog sie den angenehmen Duft durch ihre Nase, pustete kurz etwas und nahm dann den ersten Schluck. „Er schmeckt fantastisch. Und die Dorfbewohner haben euch einfach so die Kräuter mitgegeben?!…Verstehe.“ Eigentlich verstand sie es nicht. Warum machte man Fremden Leuten Geschenke, anstatt die Kräuter selbst für sich zu nutzen?
Aber vielleicht würde sie diese Art der Freundlichkeit noch kennen lernen und irgendwann ergründen und verstehen können.
Während Akiko eine Beere nach der nächsten zu sich nahm bemerkte sie, dass Kha auffallend langsam aß.
„Ihr habt wohl keinen besonders großen Hunger? Oder schmecken euch die Waldfrüchte nicht?“ Sie blickte ihn an. Er sah erschöpft aus. Und sie bemerkte, dass sich hin und wieder seine Augen schlossen…zu lange, um es als Blinzeln abzutun. Innerlich grinste sie. Je eher er einschlief umso besser.
„Ihr scheint ermüdet zu sein von eurer Reise. Ich denke, ihr habt ein gutes Lager ausgesucht, sodass wir nicht mit unerwünschten Gästen rechnen müssen. Gönnt euch einfach etwas Ruhe. Morgen wird es sicherlich wieder ein anstrengender Marsch, bis wir Tinae erreichen… Wollt ihr eure Jacke wieder haben?“, fragte sie und begann schon während ihrer Frage die vorderen Verschlüsse zu öffnen.
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Kha Temeh
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Jun 24, 2012 11:22 am

Sie wusste ja nicht wie lange Kha sich in diesen Dörfern aufgehalten hatte und dort bei der Ernte, der Jagt oder der Reperatur von Haus und Hof geholfen hatte. Zum einen um dafür ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen oder auch ein paar Münzen zu bekommen, zum anderen aber auch einfach um seine Dankbarkeit zu zeigen. So hatten auch die Leute im Dorf ihn bald kennengelernt. Er hatte ihnen zwar nie den Beweggrund seiner Reise erklärt, dennoch halfen sie ihm, indem sie ihm Proviant, Kräuter und Tinkturen mitgegeben hatten. Einige Kinder hatten ihm auch winzige Glückspuppen geknüpft, die er an die Schnur seines kleinen Beutels gebunden hatte.
Auf ihre Frage hin, ob er keinen Hunger habe, schmunzelte der Jäger sacht und hielt die Augen wieder für einige Augenblicke geschlossen. "es ist ungefähr 12 Tage her das ich eine komplette Mahlzeit gegessen habe, seit diesem Tag habe ich mich von wenigen Beeren und Blättern ernährt. Es würde mir nur schaden wenn ich nun schlinge. Verzeiht wenn es so aussieht aber ich verschmähe eure gesammelten Beeren nicht." ,erklärte er ihr. Vielleicht würde er heute Nacht wenn er wach wurde weitere verzehren oder spätestens am nächsten Morgen.
Ihre folgende Vermutung entsprach aber der Wirklichkeit. Er war furchtbar müde. Langsam schüttelte er den Kopf. "Behaltet sie ruhig. Ich friere nicht so leicht." Sie war ihm für dieses Klima viel zu warm. Vielleicht würde er sie in Tinae gegen etwas anderes eintauschen, wenn jemand gefallen an der Felljacke fand?
Noch immer dominierte das Misstrauen in ihm. Der 'alte Kha' hätte keinen Augenblick damit verschwendet dem Mädchen zu misstrauen. Warum auch? Er hatte nie eine schlechte Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht. Fast 20 Jahre lang hatte sich ihm nur das Gute im Menschen offenbart. Seit diesem schicksalshaften Tag jedoch hatte sich das Blatt gewendet. Innerlich missfiel es dem Jäger ihr zu misstrauen. Und er würde es auch nicht deutlich machen wenn es sich vermieden ließ. Dennoch blieb er, soweit es ihm möglich war, wachsam. Das wenige an Hab und Gut das er besaß, befand sich in einem kleinen Lederbeutel, neben dem Bocksbeutel an seinem Gürtel und war dadurch sehr nah an seinem Körper. Den Bô-Stab zog er nun aus der Schlinge auf seinem Rücken. Nicht nur weil dies bequemer war, sondern auch um ihn griffbereit zu haben.
"Ihr habt recht. Ich werde versuchen zu schlafen um Kraft für den restlichen Weg zu sammeln." ,sagte er und lehnte sich erneut gegen den Baumstamm hinter sich. Die Augen bereits geschlossen, lag der Stab schräg über seinem Schoß, beide Hände hielten ihn leicht fest. "Schlaft gut Akiko."
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Jun 24, 2012 7:54 pm

Ihr klappte die Kinnlade regelrecht herunter, als Kha ihr erzählte, seit nun 12 Tagen keine richtige Mahlzeit mehr zu sich genommen zu haben.
„Was?! So lange…?!“ Es war nicht zu überhören, dass sie fassungslos über diese Tatsache war.
„Das..tut mir leid…“, fügte sie schließlich hinzu. Akiko glaubte nach so langer Zeit nicht mal mehr Kraft zum Laufen zu haben. Und er war den ganzen Tag mit ihr durch den Wald marschiert. Unfassbar.

Akiko horschte auf und blickte etwas überrascht zu Kha, welcher sich an den kräftigen Baumstamm gelehnt hatte um etwas Ruhe zu finden.
Schlaft gut hatte er gesagt…Akiko versuchte sich zu erinnern, wann das dass letzte Mal jemand zu ihr sagte, abgesehen von Kuraiko. Aber ihre Erinnerung blieb verschwommen.
„…ja…ihr auch…“ Die Worte verließen nur leise ihre Lippen. Fortan schwieg sie. Nachdenklich zog sie die Beine an ihren Körper und legte ihren Kopf darauf nieder. Stumm beobachtete sie das Farbenspiel des Feuer und lauschte dem Knacksen des Holzes, das hin und wieder durch die Hitze zerbrach.
Gestern, etwa zu dieser Zeit, war sie um ihr Leben gerannt. Und das sie heute hier saß war wirklich großes Glück gewesen. Es kam ihr fast so vor als wäre dies die Chance, die sie zuvor nie gehabt hatte. Denn jetzt, war sie ganz allein für sich verantwortlich. Jetzt, zählten nur ihre Entscheidungen und nur sie musste mit den Konsequenzen leben.
Sie drehte ihren Kopf ein wenig und blickte zu Kha, der keine zwei Meter neben ihr lag. Erst jetzt fiel ihr auf, dass in seinem dunklen, schwarzen Haar einige silbernen Strähnen hervorstachen. Sie fragte sich, ob Kha wohl jünger oder älter war als sie. Nur in einem war sie sich sicher – er war gewiss zu jung für graues Haar! Einen starken Kontrast zu seinem Haar bildete die schneeweiße Haut. Ja…sie sah fast wie Schnee aus. Aber auch unglaublich weich. Akiko hatte schon immer eher bräunliche Haut, selbst, wenn sie die Sonne mied.
Wie er dort so lag sah er sehr friedlich aus. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es das erste Mal war, dass sie einen Mann… musterte! Erschrocken schüttelte sie den Kopf und blickte wieder stur geradeaus ins Feuer. Der würde sie bestimmt nicht aus ihrem Konzept bringen!
Sie musste einfach noch etwas Geduld aufbringen um sicher zu sein, dass er eingeschlafen war.
Um sich die Zeit zu vertreiben, aß sie noch ein paar einzelne Beeren.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Jul 07, 2012 5:10 pm

Ihre Worte hatte er noch gehört, auch wenn sie nur sehr leise waren. Sein Körper holte sich nun jedoch die Erholung die er brauchte. Unbewusst fühlte er sich an Akikos Seite geborgener als würde er allein an irgend einem Ort verweilen. Auch wenn er sich einredete mit einem Überfall ihrerseits oder ähnlichem zu rechnen, so schien sein Innerstes entspannter und losgelöster als noch zuvor als er allein umher gewandert war.
Schnell hatte ihn die Müdigkeit komplett eingeholt und umschlang ihn mit einem tiefen, traumlosen Schlaf. Ein Luxus den er sich die letzten Jahre keine einzige Nacht erlaubt hatte.
Der Griff um seinen Bô-Stab wurde lockerer. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig.
Selbst der sonst so verbissene, strenge Gesichtsausdruck löste sich sichtbar. Er war einfach nur erschöpft und in diesem Zustand somit leichte Beute, falls Akiko ihr Vorhaben durchziehen würde. Auch wenn er seine Waffe eng bei sich trug, der lang ersehnte, erholsame Schlaf hatte ihn wie eine dicke Drecke eingenommen und würde ihn für die nächsten Stunden nicht mehr los lassen.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Jul 07, 2012 9:42 pm

Akiko verharrte eine Weile stumm und beobachtete das Feuer. Das Holz war trocken und brannte ziemlich schnell. Um noch eine Weile den Schutz des Feuer genießen zu können, warf sie noch einige Äste hinein. Unzählige Minuten waren vergangen und die Sterne am Himmelszelt glänzten durch diese tiefschwarze Nacht. Akikos Blick wand sich wieder zu Kha.
„…Kha?…“, fragte sie vorsichtig und wartete ab, ob irgendeine Reaktion seinerseits kam. Doch sie blieb aus. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und man konnte ihn leise atmen hören, wenn man genau hinhörte. Er schlief tief und fest. Akiko strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und näherte sich vorsichtig dem Jäger. Seine Jacke hatte sie ja bereits gründlich durchsucht. So viele weitere Möglichkeiten gab es in der Regel nicht, wo man seine Wertgegenstände platzierte. Langsam und bedacht lehnte sie sich über den jungen Mann, um einen besseren Überblick zu erhalten. Und da erspähte sie sogleich ihr Ziel. An seinem Gürtel befand sich ein kleiner Beutel. Mit einigen wenigen, geschickten Handgriffen hatte sie die Schleife des Beutels gelöst. Ein paar Münzen blitzten ihr entgegen und ein zufriedenes Lächeln huschte Akiko über ihre Lippen. Die Münzen an sich genommen verschloss sie den Beutel schnell wieder und stand leise auf.
„Vielen Dank für die kleine Spende. Angenehme Träume noch“, sprach sie leise und blickte noch einmal auf Kha herab. Dann kehrte sie ihm den Rücken und verließ das Lager. Durch die Dunkelheit war ihre Sicht eingeschränkt, aber sie zog ja nicht das erste mal nachts durch den Wald. Mit einem leichten Satz hatte sie den kleinen Bach überquert von dem beide am frühen Abend noch getrunken hatten. Dann folgte sie dem Trampelpfad. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie Tinae erreichen würde. Akiko hatte nicht vor die ganze Nacht umher zu wandern, denn schon jetzt machte sich auch in ihrem Körper ein Hauch von Müdigkeit breit. Aber vorerst ignorierte sie dies.
Sie setzte ihren Weg fort, doch schon bald musste sie feststellen, dass ihr das Laufen schwer fiel. Aber nicht ihre Beine waren erschöpft. Sie beschlich so ein merkwürdiges Gefühl, dass sie fast nie verspürte. Das schlechte Gewissen.
„Argh! Hör schon auf!“, ermahnte sie sich selbst lautstark. „ER kann mir vollkommen egal sein. Ich kenne ihn doch gar nicht! Er ist kein Stück besser als die anderen!“ Unwillkürlich wanderte ihr Blick an ihr hinab auf die kuschelige, warme Felljacke, die Akiko noch am Leibe trug.
Sie seufzte tief und ballte eine Faust. Mit aller Kraft schlug sie mit ihrer geballten Faust gegen die mächtige Rinde eines alten Baumes.
„Verdammt! Komm zu dir!!“, schrie sie schon beinahe durch den menschenleeren Wald, während das sachte Mondlicht auf sie hinab fiel. Ihr Körper verharrte ein, vielleicht zwei Minuten in dieser Stellung. Dann krempelte sie den linken Ärmel der Felljacke etwas nach hinten und blickte stumm auf die 3 Armreife, die dezent das Mondlicht spiegelten.
„Geduld, Vertrauen…und Aufrichtigkeit“, murmelte sie leise vor sich hin.
Seit sie dem fremden Jäger begegnet war hatte sie nicht einen dieser Werte berücksichtigt. Nicht einen einzigen. Wie sollte sie ihr vergangenes Leben hinter sich lassen, wenn sie nicht bereit war sich selbst – wenigstens ein kleines bisschen – dafür zu verändern…?



Es war sicherlich nach Mitternacht, als Akiko wieder vorm Eingang des improvisierten Lagers stand. Merkwürdigerweise fiel ihr der Weg zurück fast genauso schwer wie der Weg fort von ihm. Kha lag immer noch dort. Friedlich schlafend, fast wie ein Kind. Akiko hatte einen Entschluss gefasst und sie wusste, dass er unangenehme Konsequenzen mit sich bringen würde. Mit ihrem nächsten Schritt war sie im Lager und nach wenigen weiteren Schritten ließ sie sich achtsam neben Kha nieder.
Die Münzen, die sie ihm abgenommen hatte, legte sie nun wieder neben ihm ab. Sie gab sich keine Mühe die Münzen wieder in dem Beutel zu verstauen, weil sie Kha etwas sagen wollte. Aber…erst am nächsten Morgen. Sie war auch müde geworden. Sie legte sich auf den Boden nah am Feuer, sodass sie ein wenig Abstand zu Kha gewann. Und dann schloss sie ihre Augen…denn wenn sie noch weiter nachdachte, würde sie ihren Entschluss vielleicht neu überdenken und das wollte sie nicht. Kha`s Felljacke trug sie jedoch weiterhin, als sie ins Land der Träume wanderte…
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Aug 04, 2012 8:45 pm

Stunde um Stunde gewann sein Körper um sich zu regenerieren. Schlaf war nach wie vor die beste Medizin. Erkältung und Fieber verschwanden fast völlig. Doch das lange Stilliegen hatte auch Nachteile. Wo er sich sonst unruhig im Schlaf gedreht und gewendet hatte, hatte er nun über 6 Stunden am Stück verharrt. Seine Muskeln schienen wie eingerostet, als er langsam aus seinem Tiefschlaf erwachte. Seine erste Handlung war der Griff um den Bô-Stab, dann atmete er tief ein und hob unter leisem Ächzen den Kopf der im Schlaf nach vorne gesunken war. "Argh..." ,murmelte er und straffte die Schultern. Auch wenn er nun wieder erholt war, fühlte er sich grade wie gerädert. Eine Hand in den Nacken gelegt, massierte er diesen leicht und blickte zu Akiko hinüber. Sie lag noch nah am erloschenen Lagerfeuer. Erst jetzt sah er auch die Münzen die direkt neben ihm auf dem Waldboden lagen. Verwundert sah er sie an, legte seinen Stab auf seinen Schoß und griff nach dem Beutel an seinem Gürtel. Er war leer. Zumindest fehlten die Münzen. Die kleinen Päckchen mit Kräutern befanden sich noch darin, eben so die kleinen Püppchen die er daran befestigt hatte. Wieder ging sein Blick zu Akiko bevor er die Münzen wieder aufsammelte und verstaute. Hatte sie...?
Es fehlte keine und doch war ihm klar warum sie am Boden lagen. Es enttäuschte ihn Recht behalten zu haben. Er konnte ihr nicht vertrauen. Sie war auch eine Räuberin. Was aber hatte sie dazu bewegt die Münzen liegen zu lassen? Sie hätte sie mühelos wieder in den Beutel zurück legen können, er hatte tief genug geschlafen. Sie hätte ihn vermutlich sogar im Schlaf töten können...
Warum war er so dumm gewesen und hatte sich dieser Gefahr ausgesetzt? Und warum hatte er sie nicht gespürt? Seit Jahren hatte er nicht mehr so tief und fest geschlafen. Warum grade nun? Weil er krank gewesen war? Nein selbst im Fieberwahn war er oft erwacht und hatte verdächtige Geräusche gehört. Ihre Gesellschaft hatte ihm gut getan. Unbewusst hatte er sein Schicksal ganz ihr überlassen. Beide Hände wieder um den hölzernen Stab geschlossen, griffen diese so fest das seine Fingerknöchel weiß hervor traten.
Was war nun der rechte Weg? Sollte er allein weiter ziehen? Seinem Wut und seinem Hass auf die Fremden folgen? Einsam und misstrauisch wie zuvor? Oder war dies ein Zeichen? Sie hatte ihn nicht bestohlen, hatte sich von allein dagegen entschieden. Meinte sie es ernst? Was hätte sie davon ihn nur in dem Glauben zu lassen? So viele Fragen die ihm durch den Kopf gingen...
Kha stützte sich auf seinem Bô-Stab hoch wie ein alter Mann an einem Gehstock. Mühsam richtete er sich auf und streckte die Glieder. Sein Blick hatte wieder die Härte und Gefühlskälte angenommen wie am Tag zuvor. Er entschied die Antworten auf all diese Fragen zu verschieben. Nun war er wach. Sie hatte ihre Chance vertan ihn zu berauben oder zu töten, wenn sie das je vor gehabt hatte. Nun würde er wachsamer sein.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Aug 05, 2012 9:11 pm

Zwar war Akiko schnell eingeschlafen als sie sich neben die Feuerstelle gelegt hatte, doch ein erholsamer Schlaf war ihr verwehrt geblieben. In dieser Nacht hatte sie jedoch nicht Ryo, sondern Kha beschäftigt. In ihrem Traum erlebte sie das Szenario, welches vor ihr lag, wenn sie aufwachen würde. Ihr Entschluss stand fest, dass sie ihm die Wahrheit oder zumindest ein Stückchen davon erzählen würde…aber wie würde ihr Gegenüber das Gesagte aufnehmen? Akiko fühlte sich sichtlich erschöpft, als sie sich von ihrer Seitenlage auf den Rücken drehte und kurz mit den Augen blinzelte. Langsam klarte das verschwommene Bild vor ihren Augen auf und nahm die Gestalt der Baumwipfel an, auf diese Akiko nun blickte.
Der Tag bricht an…., dachte sie verunsichert und schloss ihre Augen zunächst wieder.
Ob sie die richtige Entscheidung gefällt hatte? Langsam durchströmte sie ein Gefühl von leichter Panik und Angst. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Kha die Sache erklären sollte, denn ihr Zweifel an seinem Verständnis war groß.
Vorsichtig öffnete sie ihre Augen wieder und setzte sich wortlos auf, rieb sich kurz den Schlaf aus ihren Augen, fuhr durch ihr vom Liegen zerzaustes Haar und streckte dann ihr Arme nach vorne aus.
Vielleicht hatte Kha ja auch noch gar nichts bemerkt und….
Sie blickte über ihre Schulter hinweg um nach Kha zu sehen…und registrierte sofort, dass sie weit gefehlt hatte. Kha hatte es mitbekommen. Und er war sauer. Naja…vielleicht stinksauer. Und wütend.
Mit einem Satz war sie beinahe aufgesprungen und hatte sich zu ihm gewandt, allerdings mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Nun war sie in Erklärungsnot.
Wieder hatte er diesen äußerst harten und kalten Gesichtsausdruck angenommen. Akiko ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie durfte sich nicht wieder von ihm einschüchtern lassen!
„Kha ich…also…“, begann sie zögerlich und merkte, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie ihre Rede beginnen sollte. Aber sie wusste, dass sie ein paar anständige Sätze zusammenbringen musste, damit er sich nicht noch bestärkter fühlte mit seiner eiskalten Ausstrahlung. Und doch fiel es ihr unglaublich schwer. Obwohl sie Männer zutiefst verachtete und sich noch nie deren Meinung angeschlossen oder für irgendetwas entschuldigt hatte, wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte. Letzte Nacht beschloss sie, dafür gerade zu stehen.
„Ich…war nicht ganz ehrlich zu euch. Oder besser gesagt war ich überhaupt nicht ehrlich zu euch“, sprach sie nun mit harter Stimme. Die Worte kamen nur schwer über ihre Lippen.
„Mein Name ist Akiko Yoe und ich bin…ich war Mitglied einer Räuberbande. Der Yosei-Wald ist meine Heimat. Doch jetzt gehöre ich nicht mehr zu der Räuberbande und es gibt keinen Grund für mich, länger in den Wäldern zu verweilen. Ich möchte mein altes Leben hinter mir lassen und mir ist gleich, wohin mich meine Reise führt.“
Sie mied den Blick zu Kha und fuhr schnell fort, um nicht wieder aus dem Rhythmus zu kommen.
„Seit ich euch traf war mein Ziel euch eure Wertgegenstände abzunehmen. Und im Prinzip war jedes Wort, dass über meine Lippen kam…gelogen. Letzte Nacht hatte ich meinen Plan in die Realität umgesetzt und euch euer Geld abgenommen. Genau genommen hatte ich mich schon ein reichliches Stück vom Lager entfernt, aber…“
Aber sie war zurück gekommen. Und der Grund für diese Entscheidung war der Wunsch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber Kha sah nicht sonderlich beeindruckt aus.
Jedoch hatten all diese Worte Akiko ungeheuer viel Kraft gekostet. Das also war Aufrichtigkeit…Aber Akiko fühlte sich nicht gut und auch nicht erleichtert. Im Gegenteil. Sie fühlte sich zerbrechlich.
Dennoch trat sie mutig einen Schritt näher an Kha heran.
„Es…es tut mir leid…verzeiht mir…“ Sie fühlte sich innerlich gedemütigt. Gedemütigt von einem Mann. Doch der einzige, der sie zu diesen Worten gezwungen hatte, war sie selbst.
Ihr Körper blieb angespannt und sie konnte nicht abschätzen, wie Kha reagieren würde. Was würde er ihr antworten? Würde er überhaupt mit ihr sprechen? Oder würde er seinen Bô-Stab ziehen und sie angreifen?
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeDi Aug 07, 2012 11:38 pm

Alles war eine Lüge. Jedes Wort. Ihre Erzählungen waren frei erfunden. Hatten sie deshalb so...leer geklungen? Hätte er es wissen müssen? Was hätte es schon geändert? Kha war nicht wirklich wütend auf sie. Die Wut die ihn einnahm traf ganz allein ihn selbst. Aber er war enttäuscht. Enttäuscht das er Recht behielt was sein Misstrauen ihr gegenüber anging. Sie war nicht nur eine Räuberin sondern auch eine Lügnerin.
Nicht das er nie gelogen hatte. Auch in seinem Heimatdorf war es vorgekommen das man log. Oft waren es Notlügen oder Verlegenheitslügen. Doch man fühlte sich schlecht dabei und wenn es heraus kam wurde man dafür auch zur Rechenschaft gezogen oder bestraft. Man stand dafür grade.
Eben das versuchte Akiko nun auch. Sie beichtete ihm ihre Lügen, ihr Vorhaben und ihre Vergangenheit. Sollte er sie nun weiter dafür strafen? Dennoch war es ihm nicht möglich über das Geschehene hinweg zu sehen. Die dunklen Augen des jungen Mannes blickten in das Gesicht der Geläuterten und die Härte wich der nun erkennbaren Enttäuschung. Lange sah er sie einfach nur schweigend an, als versuche er in ihr zu lesen und dort die Antwort zu finden.
Warum blieb sie? Warum war sie nicht einfach gegangen nachdem sie sich dazu entschieden hatte ihr Leben zu ändern und die Vergangenheit hinter sich zu lassen? Warum hatte sie gewartet bis er wach war um ihm ihr Vergehen zu beichten? Reichte es ihr nicht vor sich selbst grade zu stehen? Hatte sie solche Schuldgefühle ihm gegenüber? Trotz des gemeinsamen Nachtlagers waren sie doch immer noch Fremde?
Wortlos nahm er den Stab und schob ihn zurück in die Schlaufe am Gürtel an seiner Rückseite, dann beugte er sich vor, nahm das Stück schalenförmige Holz und ging zum kleinen Bach. Etwas Wasser aufgenommen kippte er dieses über die erloschene Feuerstelle. Danach ging er erneut zum Wasserlauf und kniete sich hin. Sich das Gesicht, Hals und Arme mit dem Wasser waschend dachte er weiter nach. Langsam erwachten seine Lebensgeister wieder. Er fühlte sich viel besser und auch sein Magen gab knurrend bekannt das er sich besser um etwas Essbares kümmern sollte. Die Beeren beachtete er nicht mehr. Er war nun wieder stark genug um zu jagen. So stand der Ablauf vorerst fest. Er würde sich Beute suchen und nach erfolgreicher Jagt wieder aufbrechen in Richtung Tinae.
Auch Akiko betreffend hatte er sich nun entschieden.
Kha erhob sich und ging zurück zu ihr. Er bückte sich nach seiner Jacke und legte diese über seinen Unterarm. "Ich...werde jetzt auf die Jagt gehen. Ihr könnt eures Weges gehen wenn ihr wollt. Aber...vielleicht wollt ihr mich auch weiterhin begleiten? Ich würde es euch sicher nicht übel nehmen.
Und...ihr könntet eure Lügen wieder gut machen indem ihr mir...die Wahrheit erzählt?" ,bot er ihr an. Sicher, das Vertrauen, das er mehr unbewusst zu ihr aufgebaut hatte, war dahin. Doch man konnte immer von vorne beginnen. So wie sie es auch vor hatte. Kha wollte ihr dabei nicht im Wege stehen. Was hatte er schon zu verlieren? Außer ein paar Münzen, deren Wert er sowieso nicht all zu hoch schätzte.
Die Enttäuschung wich ein klein wenig einem neuen Gefühl, als er nun wieder in den Wald hinein blickte. Hoffnung. Zum einen die Hoffnung in Tinae Antworten auf seine Fragen zu finden aber ebenso die Hoffnung, das Akiko es ehrlich meinte und er...ihr vielleicht wirklich eines Tages vertrauen konnte?
Wenn sie bei ihm blieb würde er sie natürlich vorerst vermehrt im Auge behalten und alles was sie sagte oder tat auf die Goldwaage legen. Auch für den Jäger war es schwer sich zu ändern. Ihr würde es da sicher ähnlich ergehen.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeMi Aug 15, 2012 9:58 pm

Kha`s enttäuschender Blick war sehr unangenehm. Doch noch mehr quälte Akiko die darauffolgende Stille. War er so voller Wut und Enttäuschung, dass er kein Wort über die Lippen brachte? Oder wollte er einfach nichts sagen? Vielleicht hätte sie einfach das Geld zurücklegen und alleine weiter ziehen sollen. Aber tief im Inneren spürte sie immer noch diese Unsicherheit. Und sie musste sich eingestehen, dass sie gehofft hatte, Kha könnte ihr ein wenig helfen. Das war wohl auch der Grund, warum sie geblieben war.

Betroffen blieb sie einfach stehen, als er den Bô-Stab in die Gürtelschlaufe steckte und zum Bach lief. In diesem Moment spürte sie das erste Mal in ihrem Leben, dass ein Schweigen mindestens genauso verwirrend und schmerzend sein konnte wie ein lauter Schrei oder eine Ohrfeige. Sie wand sich ihm zu, als er zurück kam und seine Felljacke aufhob. Als er sie schließlich anblickte, keimte etwas Hoffnung in ihr auf. Kurz darauf bot er ihr an ihn weiterhin zu begleiten, wenn dies ihr Wunsch war. Überrascht erwiderte sie nun seinen Blick. Hieß das, er verzieh ihr? Ihr Entschluss stand sofort fest. Sie wollte Kha weiterhin nach Tinae begleiten. Natürlich hätte sie das schlecht in Worte fassen können. Aber ihre innere Stimme sagte ihr, dass es richtig war.
Es waren schon die Ansätze eines leichten Lächelns zu erkennen, als Kha ihr vorschlug ihm die ganze Wahrheit zu erzählen. Schlagartig fielen ihre Mundwinkel erneut nach unten.
Die Wahrheit? Ihre Finger verkrampften leicht. Er hatte keine Ahnung, was er da von ihr verlangte. Und sie wusste genau, dass sie ihm mit Sicherheit nicht die Wahrheit erzählen würde. Aber welche Wahl hatte sie? Gerade eben glaubte sie ihre aufrichtigen Worte hätten die Situation gerettet gehabt und prompt sah sie sich vor dem nächsten Hindernis. Er gab ihr eine zweite Chance sich zu beweisen. Das war mehr, als ihr bisher jeder andere Mann gegeben hatte. Sollte sie diese Möglichkeit noch einmal so leichtfertig verspielen konnte sie damit rechnen, dass es keine dritte Chance geben würde.
Kha wollte auf die Jagt gehen und hatte sich bereits wenige Meter vom Lager entfernt, als Akiko noch mit sich selbst im Unklaren war. Doch letztlich sah sie nur eine Lösung um ihren neuen Vorsätzen gerecht zu werden. Sie drehte sich und rannte zu Kha. Mit einigen wenigen Sprüngen hatte sie ihn eingeholt. „Wartet!“ Um ihrem Wort Nachdruck zu verleihen packte sie seinen Arm.
„ Es geht nicht!…Denn….wenn ich euch versprechen würde die ganze Wahrheit zu erzählen, würde ich euch wieder anlügen. Ich habe euch schon mehr erzählt, als ich jemals geplant hatte zu sagen. Ich bin euch dankbar für eure Vergebung, aber euren Wunsch kann ich trotzdem nicht erfüllen. Ich habe keine Kraft und …kein Vertrauen, um euch mein …Herz zu öffnen.“, sprach sie leiser werdend.
„Da ich euch nicht wieder belügen möchte kann ich nur schweigen. Solltet ihr jedoch damit einverstanden sein, dann würde ich weiter mit euch reisen.“
Erst jetzt ließ sie seinen Arm wieder los. Wenn sie schwieg, war sie nicht ehrlich zu ihm…aber musste auch nicht lügen. Gegenwärtig war das die einzige Lösung, mit der sie hätte Leben können.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Sep 01, 2012 5:40 pm

Mit dem rot gefärbten Hemd fiel der Krieger auch in diesem immer grünen Wald deutlich auf, so zog er für den Zweck der Jagt die dicke Felljacke wieder über während er weiter in das Unterholz vordrang. Er hatte Akiko nach seinen Worten die Zeit gegeben sich zu entscheiden. Sie konnte ihm folgen oder eben nicht. Das lag ganz bei ihr.
Kaum das seine Hand aus dem Ärmel der Jacke kam, wurde dieser Arm auch schon gepackt. Die junge Frau war ihm nachgelaufen und rief nach ihm. Kha blieb stehen und drehte sich leicht zu ihr. Sie blickte ihn mit Entschlossenheit an, doch eine klare Antwort sollte er nicht bekommen. Aber das Leben war nicht so leicht das man immer ja oder nein sagen konnte, das war auch dem Jäger bewusst. Er ließ sie ausreden, sein Unterarm wurde dabei weiterhin von ihr festgehalten. Ihre Worte kamen von Herzen, sie wollte ehrlich zu ihm sein. Ihr Weg zum Neuanfang schien noch weit zu sein, doch der Mann aus den Bergen hätte kein Recht ihr dies vor zu werfen. Auch ihn quälte die Vergangenheit, doch er wollte sie nicht hinter sich lassen sondern einholen! Er wollte herausfinden wer schuld war und vor allem warum das alles passiert war. Dazu kam das unbändige Gefühl Rache ausüben zu müssen! Er wollte und musste sich rächen um seinen Frieden wieder zu finden. Schließlich hatte man ihm alles genommen!
Als sie geendet hatte, ließ sie seinen Arm wieder los. Sein Angebot ihm die Wahrheit zu erzählen war eben nur ein Angebot gewesen. Auch er hatte vor Kurzem erst gelernt das gegenseitiges Vertrauen etwas war, das sich die Leute verdienen mussten. In seinem kleinen Heimatdorf kannte jeder jeden und vertraute jedem. Man wurde zwar auch hin und wieder enttäuscht, dennoch war die Bindung der Dorfbewohner untereinander enorm gewesen. Die anderen, kleinen Dörfer auf der Hochebene besaßen nicht weniger Zusammenhalt, doch von ihnen schien es immer weniger zu geben. Je näher er dem Fuße des Gebirges gekommen war, um so deutlicher zeigte sich ihm, das die Menschen sich auseinander lebten. Das war nicht unbedingt schlecht aber für ihn war es befremdlich. Er musste lernen mit Egoismus und Gier um zu gehen. Dazu kamen dann noch Lug und Betrug.
Akiko war in diese Umstände hinein geboren, vermutete er. Wenn sie Mitglied einer Räuberbande war, konnte sie dort sicher keinem Vertrauen. Oder lag er da falsch? Der Jäger konnte sich nicht vorstellen sein Leben damit zu verbringen andere aus zu rauben. Schließlich gab es hier doch alles was man brauchte? Sogar im Überfluss! Holz, Beute, fruchtbares Land.
Er blickte Akiko an.
Die ehemalige Räuberin wollte ihn also weiterhin begleiten? Zwar schien es sie zu quälen, das sie ihm, zumindest noch nicht, die Wahrheit sagen konnte, doch wozu die Eile? Ihre Reise hatte grade erst begonnen. Kha wollte wieder lernen sein Misstrauen und die tiefsitzende Trauer ab zu bauen und Akiko wollte nicht mehr stehlen und scheinbar auch nicht mehr lügen. So hatten sie beide ein näheres Ziel an dem sie arbeiten konnten. Kha versuchte sich ein Lächeln ab zu ringen, was nach so langer Zeit nicht einfach war. Auch dieses war nicht echt, kam nicht wirklich von Herzen, doch es verdeutlichte seine Absicht. Die Strenge und Kälte seines Blickes wich ein wenig jener Sanftmut die bisher nur Kinder in ihm wachrufen konnten. Die Anspannung des Geschehenen sollte weichen. Es war passiert und nun konnte man darüber hinweg sehen. "Dann schweigt besser." ,sagte er sacht, nickte leicht und wartete darauf das sie ihm weiter folgte. Vielleicht war sie ja auch eine gute Jägerin? Das würde sich nun gleich zeigen.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Sep 02, 2012 6:00 pm

Seine Worte waren wie eine Erlösung für Akiko. Er war bereit ihr eine weitere Chance zu gewähren. Der Jäger und die Diebin hatten einen schlechten Start gehabt, aber nun konnten beide einen Neuanfang wagen.
„Ich danke euch.“ Und das meinte sie diesmal ganz ernst. Sie wollte ernsthaft an sich arbeiten und beschloss darum auch ihre Abneigung gegen Männer und ihre Vorurteile gegenüber ihrem Begleiter einzuschränken. Zumindest wollte sie sich bemühen. Und sie musste zugeben, dass Kha wohl kein ganz schlechter Mensch war. Sie blickte weiterhin in sein Gesicht und entdeckte dieses Lächeln, dass er sich auf seine Lippen zwang. Akiko bemerkte sofort, dass es ihm schwer fiel. Diese Art des Lächelns kannte sie selber nur zu gut. Auch sie hatte eher selten offen und ehrlich gelächelt.

Schnellen Schrittes folgte sie nun Kha. Sie war gespannt, wie er jagen würde. Aber da er in den Bergen unter den harten Bedingungen des Winters aufgewachsen war und gelebt hatte, war sicherlich ein geschickter Jäger aus ihm geworden. In der Räuberbande war Akiko nicht so oft mit zur Jagd gegangen, konnte aber durchaus mit Pfeil und Bogen treffsicher umgehen. Nur hier hatte sie weder Bogen noch Pfeil zur Hand. Ihr Schwert war nur für den Nahkampf…blieb höchstens noch der Dolch. Aber um diesen einzusetzen musste sie ziemlich nah an die Beute heran und das war nicht immer möglich.
„Mit welchen Waffen jagt ihr für gewöhnlich?“, fragte sie und dachte gerade darüber nach, dass hoch in den Bergen inmitten von Schnee und Eis wahrscheinlich auch nicht all zu viele Tiere leben konnten. Oder doch?
„Sagt, welche Tiere jagt ihr denn in eurer Heimat?“
Obwohl sie sich noch etwas komisch fühlte, versuchte sie ganz normal mit ihm umzugehen.
„Der Yosei- Wald ist reich an Pflanzen und Tieren. Auch wenn ich diesen Teil des Waldes nicht kenne, sollte es kein Problem sein Beute zu finden. Aber ich habe keine Jagdausrüstung dabei“, sprach sie und folgte ihrem neuen Begleiter. Sie blickte hin und wieder um sich, um sich die Richtung zu merken und die Orientierung zu behalten, um nach der Jagd wieder zurück auf den Trampelpfad zu finden.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeMo Sep 10, 2012 9:39 pm

Kha reckte die Nase in den Wind. Die Luft war frisch und so früh am Tage noch herrlich kühl. Ein laues Lüftchen wehte und trug ihm immer noch meist unbekannte Gerüche zu. Der Boden unter seinen Stiefeln gab nach. Es war kein Knirschen von Schnee zu hören sondern das helle Knacken vieler, kleiner Äste und das Rascheln alten Laubes. Kha musste gestehen, auch wenn das alles neu war, es gefiel ihm. Diese lebendige, scheinbar grüne Natur, der Geruch von feuchtem Holz und...ja auch die vielen Worte die Akiko über ihn schüttete. Sie schien wie aufgetaut. Als hätte sie lange in einem Eisblock verharrt, gezwungen zu schweigen.
"Ich jage mit dem Dolch." ,antwortete er mit väterlich ruhiger Stimme. Womit auch sonst? Der Bô-Stab war wohl kaum hilfreich um ein Reh zu erschlagen. Er war nur für die Verteidigung gedacht. Der kleine, schlichte Dolch an seinem Gürtel hingegen war scharf und lag gut in der Hand.
Der Jäger bahnte sich weiter seinen Weg durch das dichte Unterholz und hielt mit wachsamen Augen Ausschau.
"In den Bergen haben wir oft gefischt. Einige haben Vögel geschossen oder man hat gemeinsam Großwild wie Büffel gejagt. Allein waren meist nur Hasen oder Murmeltiere mein Ziel." ,gab er zur Antwort. Man hatte lange laufen müssen um Beute zu finden. Besonders wenn diese etwas größer ausfallen sollte. Kleinere Säugetiere fand man wesentlich einfacher.
Auf ihre letzten Worte hin, hielt er kurz inne, sah zu ihr und legte den Zeigefinger gegen die Lippen. Sich wieder seinem selbst gewählten Pfad zuwendend, wurde er immer langsamer. Seine Augen verengten sich und er begann schließlich auf allen Vieren zu krabbeln.
Ein dicker, mittelgroßer Vogel hockte vor einem der Ginsterbüsche und suchte nach Futter. So ein fettes, gefiedertes Tier hatte er lebendig bisher nie gesehen. Es war ein Fasanenweibchen. Mit langsamer, andächtiger Bewegung zog er den Dolch aus der Halterung an seinem Gürtel und fixierte seine Beute mehrere Sekunden lang ohne sich zu bewegen. Dann mit einem Mal warf er die Klinge. Das gesamte Tier wurde von dem Schwung mitgerissen und verschwand mit einem grellen Aufschrei im Busch dahinter. Der Jäger erhob sich wieder, ging auf die Stelle zu und zog die erlegte Beute hervor. Er hatte die Brust des Vogels getroffen, er regte sich nicht mehr. "Ja ihr habt recht. Hier gibt es wirklich an jeder Ecke Beute. Und noch dazu solch fette Vögel." Er staunte immer noch.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeDi Sep 18, 2012 10:10 am

Kha gab ihr zu verstehen, dass sie sich leise verhalten sollte. So blieb sie stehen, senkte ihre Atmung und wartete einfach einige Meter hinter ihm. Sie beobachtete seine Vorgehensweise genau. Er war sehr achtsam, fühlte den Boden unter seinen Füßen und schien eins mit ihm zu werden. Es dauerte nicht lange, bis er seine Beute ins Visier genommen und den Angriff gestartet hatte. Nun holte sie wieder zu ihm auf. Eine erfolgreiche Jagd. Und das mit so wenig Aufwand. Doch wirklich wundern tat sie sich nicht, denn ihre Vermutung hatte sich lediglich bestätigt. Dort wo er lebte, war er zu einem guten Jäger ausgebildet worden.

„Fetter Vogel?!“, wiederholte sie und konnte sich ein Kichern nur schwer verkneifen. „Ich würde ihn als normal einstufen. Hier im Wald gibt es eben für jede Lebensform reichlich Nahrung.“, fügte sie wieder in normalem Ton hinzu.
„Gut gejagt.“, ergänzte sie schließlich noch.
Sie selber hatte mit ihrem Dolch fast nie gejagt, sondern immer Pfeil und Bogen bevorzugt. Vielleicht war dies auch der Tatsache geschuldet, dass man natürlich versuchte große Beute zu erlegen, denn in der Räuberbande gab es mehr als ein Maul zu stopfen.
Schlussfolgernd war es schlichtweg einfacher ein größeres Tier zu erlegen als viele kleine.

Hingegen der Tiere die von natur aus Fleisch fraßen konnte der Mensch sein Fleisch nicht roh verzehren. Doch für das Braten des Vogels würde kein sehr großes Feuer von Nöten sein.
„Ich such schnell etwas Feuerholz zusammen. Bin gleich wieder da…“,
sagte sie und hielt bereits Ausschau nach trockenem Holz, dass schnell anbrennen würde.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeDi Okt 16, 2012 10:18 pm

Schon eilte Akiko davon um Holz zu suchen. Den Dolch wieder aus dem Vogel gezogen, säuberte er die Klinge bevor er ihn weg steckte. Dann ging er ruhigen Schrittes zum kleinen Bach zurück, wusch die Beute und begann sie zu rupfen. Dieser fette Vogel hätte in seiner Heimat eine dreiköpfige Familie satt gemacht. Kha fragte sich, ob das Tier mit diesem Gewicht überhaupt noch hatte fliegen können.
Er entschied sich einen geeigneten Stock für den Spieß zu suchen und zwei Astgabeln zum befestigen. Seine Begleiterin war ja schon mit dem Feuerholz beschäftigt. So bereitete er die Beute vor und legte eine kleine Feuerstelle an. Sich im Schneidersitz davor niedergelassen, lauschte er den Schritten der jungen Frau. Er konnte sie noch hören. Aber sie war ja auch nicht auf der Jagt und hatte somit keinen Grund leise zu sein. Irgendwie beruhigte es ihn zu wissen, das sie wieder zurück kommen würde. Die lange Einsamkeit hatte ihn zwar weiter abgestumpft, doch sein früheres Leben war immer gesellig gewesen, so das es ihm schon seit Jahren fehlte wieder eine fröhliche Gestalt um sich herum zu haben. Das war mit ein Grund warum er in den Dörfern die er durchquert hatte immer gerne die Kinder beim Spielen beobachtet hatte. Sie waren so unbeschwert und glücklich. Völlig in Gedanken versunken saß er auf dem Waldboden. Der Blick seiner dunklen Augen war noch etwas abwesender und weltfremder geworden als noch zuvor. War es richtig sich wieder nach seinem alten Leben zu sehnen? Er hatte es aufgeben wollen, es kam ja doch niemals zurück. Aber vielleicht würde er seinen inneren Frieden finden wenn er die Verantwortlich gefunden hatte. Anfangs war es nur der Wunsch die Wahrheit zu erfahren gewesen, inzwischen nagte der Hass und die Wut so sehr in ihm, das es ihm nur noch um Rache ging! Den vorbereiteten, aufgespießten Vogel noch in der Hand haltend war er so der hiesigen Welt entrückt, das er gar nicht mitbekam das Akiko zurück war. Der sonst so aufmerksame und übervorsichtige Jäger schien wie versteinert.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeDo Okt 25, 2012 9:22 pm

Als Akiko ausreichend Äste und Stöcke gefunden hatte um ein kleines Feuer zu entzünden kam sie zurück zu Kha. Dieser hielt bereits den gerupften Vogel auf einem Spieß. Entweder war er besonders schnell oder sie hatte länger zum Suchen gebracht als erwartet. Um ihn nicht unnötig lange warten zu lassen bereitete sie rasch die Feuerstelle vor. Sie ließ das Holz aus ihren Armen gleiten und baute aus dem Geäst einen kleinen Haufen. Das stärkere Holz schichtete sie unten, die kleinen Äste kamen oben drauf. Dann entzündete sie das Feuer.
Langsam konnte man den Rauch aufsteigen sehen und bald darauf loderten die ersten kleinen Flammen. Akiko hatte sich zunächst auf das Feuer konzentriert. Zufrieden drehte sie sich nun wieder zu Kha und registrierte, dass er sich seit ihrer Ankunft nicht bewegt hatte. Verwirrt legte sie den Kopf schief und verschränkte die Arme leicht vor ihrer Brust. Stumm beobachtete sie ihn vielleicht eine weitere Minute.

Wieder keine Reaktion.
Was machte er denn die ganze Zeit? Meditieren?
Mit dem gerupften Vogel in der Hand?!
...
Nein...
Diese Möglichkeit hielt sie zwar nicht für völlig ausgeschlossen aber dennoch für gänzlich unwahrscheinlich.
Das lange Grübeln machte ihr sichtlich wenig Spaß und dennoch war sie neugierig, was ihr neuer Begleiter tat.
Auf die Idee, dass er nur nachdachte, kam sie nicht. Das war schlichtweg zu einfach, um ihr gegenwärtig in den Sinn zu kommen.

Generell verhielt er sich öfters ungewöhnlich, fast schon geheimnisvoll. Und das, obwohl sie ihn noch keine 3 Tage kannte.
Akiko kannte solche Verhaltensweisen nicht. Die Männer, die sie kannte, waren ganz anders als er. Absolut kein Vergleich.
Langsam näherte sie sich Kha. Wie versteinert hockte er am Boden und rührte sich nicht. Ihre Füße schwebten leise über den mit Blättern bedeckten Waldboden und stoppten erst, als sie sich an seiner Seite auf die Knie sinken lief.
„Was...was macht ihr?“, fragte Akiko leise, als wollte sie ihn nicht in seinem eventuellen meditativen Zustand stören.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeMi Dez 26, 2012 12:12 pm

Sein leerer, ins Nichts gehende Blick verdeutlichte, das er in sich selbst gekehrt war. Aber nicht um zu meditieren. Für so etwas hatte er damals keine Verwendung gehabt. Kha war nie ruhig genug gewesen um den Anweisungen der Älteren zu folgen und sich auf eine Meditation ein zu lassen. Nun wäre er dazu sicher mehr in der Lage gewesen, doch einen Sinn erkannte er darin immer noch nicht.
Akiko kümmerte sich um das Feuer, dessen sachte Wärme seine Fingerknöchel striff. Auch jetzt hatte er sie noch nicht bewusst wahrgenommen. Erst als die junge Frau sich neben ihn kniete, schlug sein Unterbewusstsein Alarm. Die letzten Bilder aus den Erinnerungen seiner Überlegung huschten vor ihm entlang, als Akikos Stimme zu ihm durch drang.
'Was..was macht ihr?'
Als hätte man ihm einen Schwall eiskaltes Wasser über den Rücken gegossen, richtete sich der Jäger auf und sofort kam wieder Leben in seinen Blick. Einige Male blinzelte er, ehe er den Kopf zu der Silberhaarigen wand und sie anblickte. Kha musste sich ihre Worte noch einmal ins Gedächtnis rufen um überhaupt antworten zu können. Und was sollte er antworten?
"Ich war in Gedanken. Diese haben mich wohl etwas weit abtreiben lassen..." ,meinte er mit leiser, trauriger Stimme und senkte dabei den Kopf ein wenig. Das Feuer kam ihm nun ins Blickfeld und er beugte sich vor um den gerupften Vogel wie vorgesehen auf die Astgabeln zu legen. Das verschaffte ihm ein wenig Zeit. Was dachte Akiko wohl von ihm? Sie hielt ihn sicher für verrückt, sich so von seinen Gedanken einnebeln zu lassen. Doch trotz aller Vorsicht die ihm innewohnte, er hatte das Gefühl gehabt sicher zu sein. Nie hätte er nun mit dem Angriff von Räubern oder eines wilden Tieres gerechnet. Einfach weil Akiko in der Nähe war.
Das bekannte Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit durch die Anwesenheit anderer. Etwas was damals für alle im Dorf selbstverständlich gewesen war.
Um ein wenig weitere Zeit zu gewinnen hatte er sich um das Feuer und die Beute gekümmert, bevor er sich wieder ganz zurück sinken ließ und auf die Fragen seiner jungen Begleiterin wartete. Er konnte es ihr nicht übel nehmen wenn sie ihn für seltsam hielt. Kha erkannte sich selbst ja nicht mehr wieder.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeMi Dez 26, 2012 8:29 pm

Ihre Worte rissen ihn urplötzlich aus seiner Gedankenwelt, obwohl sich Akiko bemüht hatte ruhig und leise zu sprechen, um ihn nicht zu stören.
„In Gedanken?“, murmelte sie und sah in seine verwirrten Augen, die jedoch wenigstens wieder ansprechbar schienen. Sein trauriger Tonfall war nicht zu überhören, aber stand es ihr denn wirklich zu ihm nach dem Grund dafür zu fragen? Sie kannte ihn doch kaum. Genau genommen war das untertrieben. Eigentlich kannte sie diesen Menschen überhaupt nicht. Wie viele Menschen hatte sie denn wirklich kennen gelernt? Ein kaum sichtbares, selbstverachtendes Lächeln machte sie über ihre Lippen breit als sie sich gestehen musste, dass sie fast niemanden wirklich je kennen gelernt hat. Ihre Mutter vielleicht. Ja, vielleicht. Und doch warf selbst ihre eigene Mutter ihr so viele Fragen auf, dass sie sich fragte, ob Akiko ihr inneres Wesen kannte? Sie kannte ihre Lieblingsfarbe, ihr Lieblingsgericht und ihr liebstes Schmuckstück. Sie wusste, wann sie traurig war und was sie besonders glücklich machte. Aber eines hatte sie bis heute nicht verstanden...Wieso hatte sie sich in diesen Ryo verliebt? Oder konnte man es überhaupt Liebe nennen? Welche Beweggründe...?
Stopp! Sie schüttelte energisch den Kopf und beendete ihre Gedanken genau hier. Für den Fall, dass ihre Mutter noch lebte, was sie inständig hoffte und wofür sie ständig im Stillen betete, und sie sich eines Tages wieder sehen würden, würde sie ihre diese Frage stellen. Und sie würde Antworten erhalten. Doch jetzt besinnte sie sich darauf im Hier und Jetzt zu Leben.

Sie war inzwischen wieder aus der Hocke aufgestanden und blickte zu Kha hinüber. Der Vogel brutzelte bereits auf der kleinen Feuerstelle und hinterließ einen wohlschmeckenden Duft. „Riecht schon verführerisch“, sprach sie auflockernd, aber Kha biss nicht an. Er hatte sich wieder hingestzt und Akiko lehnte sich zwischenzeitlich mit dem Rücken an einen Baum. Eine unbehagliche Stille machte sich zwischen den beiden breit.
Was sollte sie nur sagen? Fast schon ein wenig nervös blickte sie zu ihrem Begleiter hinüber. Begleiter...das klang so vertraut. Ihre Finger begannen zu kribbeln und sie spürte ein unwohles Gefühl, dass sich in ihr begann auszubreiten. Sie musste etwas sagen. Vielleicht einen Witz reisen?! Schwachsinn, darin war sie wirklich nicht sehr gut. „Also, ähm...“ Blöder Anfang um ein Gespräch auszulockern! „Ich...also...über was habt ihr denn nachgedacht?“ Bong! Genau, sie goss einfach ein bisschen Öl in die Wunde und erwartete ein Wunder.
„Ist ja auch egal. Heute Abend werden wir vielleicht wieder ein Dach über den Kopf zum schlafen haben. Ich bin noch immer sehr gespannt auf die Stadt“, sprach sie schnell, kam sich aber ziemlich blöd dabei vor.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Dez 29, 2012 3:31 pm

Die Stille zwischen ihnen sagte mehr aus als jedes Wort. Akiko traute sich nicht ihm die Frage zu stellen die wie greifbar vor ihnen zu schweben schien und er konnte von sich aus nicht erzählen was ihm durch den Kopf ging. Er mied den Blick zu ihr und überlegte was und wie er ihr davon erzählen konnte. Vielleicht würde es ihr helfen sich ihm zu öffnen, wenn er ihr seine Pläne und Vergangenheit offenbarte? Was hatte er schon zu verlieren? Schließlich hatte er bisher alles verloren. Akiko hatte ihm die Münzen wieder gegeben die sie ihm hatte stehlen wollen, vielleicht war das ein Zeichen ihr mehr anvertrauen zu können? Oder grade nicht?
Kha löste den Schneideritz und stellte die Beine an. Die Ellbogen auf den Knien abgestützt vergrub er kurz das Gesicht in den Handinnenflächen und fuhr sich dann seufztend mit den Fingern durch die Haare. In einer fließenden Bewegung öffnete er die Binde mit der er seinen Zopf zusammen gebunden hatte und stand wieder auf.
Akiko hatte das Schweigen gebrochen und endlich die Frage gestellt, die er schon in seinen Ohren hatte widerhallen hören. Dem jungen Mädchen wurde wohl auch gleich bewusst, das er nicht heiß darauf war ihr auf die Frage zu antworten, weshalb sie mit schnellen Worten anschloss. Kha band sich die Haare wieder zusammen und drehte sich nun zu ihr um. Auch er wollte das Stillschweigen endlich brechen.
"Ich habe über meine Vergangenheit und mein jetziges Ziel nachgedacht. Ich habe euch zwar erzählt das ich aus einem Dorf hoch im Yama-Gebirges komme, doch das ist nicht die ganze Wahrheit." ,begann er und ging ein paar Schritte auf sie zu. Sein Blick war entschlossen und dennoch auf eine gewisse Art und Weise leer. Er hatte sich darauf vorbereitet ihr alles zu erzählen. Doch die Erinnerung weckte in ihm auch wieder die Schutzhaltung, mit der er sich gegen jegliche Gefühle abschottete. "Dieses Dorf existiert nicht mehr. Vor 4 Jahren tauchten etwa 100 fremde Männer auf und töteten jeden der dort lebte. Egal ob Frauen oder Kinder. Alte oder Junge. Jeder wurde niedergestochen oder aufgeschlitzt. Auch die Häuser wurden niedergerissen. Ich war zuvor einer kleinen Gruppe dieser....Männer im Wald außerhalb des Dorfes begegnet. Auch mich stachen sie mit einem Dolch nieder." Um seine Worte zu bekräftigen zeigte er Akiko noch die Naht in der Jacke die er trug, und die er auch ihr umgelegt hatte. "Vermutlich rettete mich der Schnee und das Eis vor dem sicheren Tod. Ein verletzter, reisender, Händler der grade im Dorf gewesen war, fand mich und versorgte meine Wunden. Als ich ins Dorf zurück kam, fand ich nur die Leichen all jener vor, mit denen ich aufgewachsen war. Darunter auch meine Eltern, meine beiden jüngeren Schwestern...meine Geliebte." Seine Stimme brach ab und er musste schwer schlucken.
Nach einer längeren Pause fuhr er fort in üblich ruhigem, gefühlsleerem Ton zu sprechen. "Ich bestattete die Toten nach altem Brauch im ewigen Schnee und fertigte Kreuze für sie an. Es dauerte zwei Jahre in denen ich die Trümmer beseitigte. Dann entschloss ich mich das Dorf zu verlassen und die Schuldigen für den sinnlosen Tod all dieser Menschen zu suchen. In den folgenden zwei Jahren reiste ich durch das Gebirge und versuchte Informationen zu sammeln. Doch alles was man mir sagen konnte, war das ich diese Männer vermutlich in der Hauptstadt finden könne. Darum reise ich nach Tinae. Um die Männer zu finden und heraus zu finden warum sie all diese Unschuldigen getötet haben." ,endete er. 'Und um Rache zu üben.' ,hätte er eigentlich noch anfügen müssen, doch vermutlich konnte sich Akiko das sogar selbst denken.
Es hatte ihn mehr Kraft gekostet darüber zu reden als er erwartet hatte.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Dez 29, 2012 7:48 pm

Der Jäger antwortete ihr nicht. Stattdessen vergrub er sein Gesicht in seinen Handflächen, seufzte. Akikos Blick war wie gebannt, als sein offenes Haar leicht vom Wind ergriffen wurde. Sein schwarzes, glänzendes Haar war länger als ihr eigenes. Haare von dieser Länge waren ungewöhnlich für einen Mann, aber zu Kha passten sie. Das fand zumindest Akiko. Kurzum band er sein Haar wieder zu einem Zopf und Akiko blickte leicht an ihm vorbei. Gerade überlegte sie, was sie als nächstes sagen könnte um Kha doch noch ein paar Worte zu entlocken, denn wenn ihr Schweigen noch viel länger andauern würde – ja, dann wäre Akiko am Ende selber noch in ihr eigenes Vergangenheitsdrama verfallen. Es war sicher keine gute Lösung ständig über das Geschehene nachzudenken. Vor allem war die bittere Wahrheit, dass es überhaupt nichts änderte.
Dann, ziemlich unerwartet, begann Kha doch zu sprechen. Aufmerksam hörte sie ihm zu, als er sich ihr näherte. Plötzlich verkrampften sich ihre Muskeln, als ihr Blick auf seine leeren, kalten Augen traf. Mal wieder. Ohne es kontrollieren zu können war sie von seinen Augen gebannt, unfähig sich zu bewegen. Akiko fürchtete diesen Blick, der sich schon vor vielen Jahren in ihr Gehirn gebrannt hatte. Zu diesem Zeitpunkt gehörte dieser Blick zu Ryo. Sie biss sich auf die Unterlippe, bis sie ein Schmerz durchfuhr. Das war nicht Ryo! Sondern Kha! Dennoch presste sie ihren Rücken weiter der harten Baumrinde entgegen, während der Jäger immer näher zu
ihr kam. Ob er nur die geringste Ahnung hatte, was dieser Blick in ihrem Inneren auslöste? Glücklicherweise sprach er endlich weiter und Akiko hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag nach einer langen Pause endlich wieder einsetzte...doch was sie in den darauf folgenden Sekunden erfuhr hätte sie niemals erahnen können. Die Worte schossen an ihr vorbei, sodass Akiko Mühe hatte alles aufzunehmen und zu verstehen. Kha sprach so schnell und sie konnte kaum begreifen, was er da sagte. Sie folgte seinem Blick zu seiner Jacke und der Naht, durch die damals wohl das Messer in seine Brust gestochen wurde. Ihr Mund war leicht geöffnet vor Entsetzen, als ihr bewusst wurde, dass Kha beinahe gestorben wäre. Schon sprach Kha weiter, obwohl Akiko noch ein paar weitere Sekunden zum realisieren dieser Tatsache gebraucht hätte. Seine Eltern – ermordet. Seine beiden Schwestern - ermordet. Seine ...Geliebte – ermordet. Alle Freunde und Gefährten – ermordet. Und kurz darauf offenbarte er ihr auch, warum gerade Tinae sein Reiseziel geworden war. Kha`s letzte Worten hallten noch einmal in Akikos Gehör, dann verstummten sie. Stille. Akiko war wie vom Blitz getroffen. Ihre Arme hingen schlapp an den Seiten hinunter und wenn sie nicht noch gegen den starken Baum gelehnt hätte, wäre sie womöglich in sich zusammengesackt. In so wenigen Minuten hatte Kha ihr seine grausame und schmerzvolle Vergangenheit offenbart. Zweifelsohne hatte es ihn viel Überwindung gekostet und dennoch war er so mutig gewesen darüber zu sprechen. Akiko, die die ganze Zeit sprachlos gewesen war, begann nun zu verstehen, weshalb ein Mensch wie Kha so einen Blick haben konnte. Und sie war sich sicher, dass er vor diesem Vorfall vor 4 Jahren diesen leeren Ausdruck in den Augen nicht gehabt hatte. Noch immer standen sich beide gegenüber und blickten einander an. Akiko`s Gesichtsausdruck wurde sehr traurig, sie schluckte.
Irgendetwas musste sie sagen. Sofort! Doch dieses Geständnis kam so unerwartet. Wie sehr hätte sie sich ein paar Minuten Zeit gewünscht um die passenden Worte zu finden. Tröstlich. Heilsam. Einfühlend. Aber ob es überhaupt die richtigen Worte gab, wenn einem etwas widerfahren war wie Kha?
„Es...tut mir so leid!“, sprach sie flüsternd, aber sie war sich sicher, dass er ihre Worte hören konnte. Es fiel ihr unsagbar schwer nachzuempfinden, was in ihm vorging. Eine Familie und ein zu Hause in diesem Sinne hatte sie nie gehabt.
„Ich hatte keine Ahnung, dass ihr so eine schwere Last auf euren Schultern tragt. Ich...also...es muss schrecklich sein der letzte eures Dorfes zu sein. Es war so tapfer von euch eure Familie und Freunde ehrenvoll zu bestatten.“, sie versuchte selbstbewusst zu klingen, aber ihre Stimme zitterte. Was sollte sie nur erwidern? Er hatte alles verloren was in seinem Leben jemals von Bedeutung gewesen war. Was passiert mit einem Menschen, wenn man auf einen Schlag vollkommen allein auf der Welt ist?
Eltern. Schwestern. Freunde. Geliebte...
Bestimmt hatte er gemeinsame Zukunftspläne und wollte ein friedliches Leben führen. Und plötzlich waren all diese Wünsche unerreichbar.
Dieses Geständnis hatte sie so überrollt, dass sie sich so hilflos fühlte, obwohl Kha derjenige war, dem es schlecht ging. Verdammt noch mal!
Warum fiel ihr bloß nichts ein?! Aber mal ganz ehrlich...dafür gab es einfach keine richtigen Worte. Worte, ganz gleich welche es waren, konnten ihm niemals seine Familie zurückbringen. Sie würden nie den Schmerz verblassen lassen, der in seinem Inneren wohnen musste. Und sie würden nie die Vergangenheit ungeschehen machen. Obwohl Akiko sich dessen gerade bewusst wurde, musste sie dennoch irgendwie reagieren. Seit 4 langen Jahren schleppte er all diese Erinnerungen mit sich. Ob es wenigstens eine Nacht gegeben hatte, in denen er nicht von ihnen geträumt hatte? Von all denen, die in seinem Herzen gewohnt hatten und ihm mit Gewalt entrissen wurden?
...schlagartig erinnerte sich Akiko an einen Vorfall in ihrer Kindheit. Sie war 9 Jahre alt gewesen. Akiko wollte ihre Geschicklichkeit und ihren Mut unter Beweis stellen, als sie auf einen hohen Baum kletterte und eine der heimischen Früchte pflücken wollte. Der dünne Ast, an dessen Spitze die Frucht hing, brach, bevor sie ihre Hand ganz ausgestreckt hatte. Die kleine Akiko stürzte nach unten und schlug hart auf den Boden auf. Sofort durchfuhr sie ein tiefer Schmerz, sie rang nach Luft und Tränen kullerten über ihre Wangen. Aber das war nicht das schlimmste an der ganzen Sache gewesen. Sondern die Räuber, vor denen sie sich behaupten wollte. Sie lachten gehässig und amüsierten sich über dieses Schauspiel vorzüglich. Schwächling. Nichtsnutz. Versager. Diese Worte sagten sie ihr noch, bevor sie lachend von dannen zogen. Und dann stand plötzlich Kuraiko hinter der kleinen Akiko, deren Tränen hemmungslos über ihr Gesicht rannen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, kniete sich Kuraiko zu ihr und nahm ihre Tochter in die Arme. Es war so viele Jahre her, aber Akiko erinnerte sich genau an das Gefühl, als sie in die Arme genommen wurde. Es hatte ihr so gut getan...es half ihr viel mehr als es wohl jemals ein Wort getan hätte.
Noch immer blickte Akiko in sein Gesicht, als ihr Fuß nahezu automatisch einen Schritt auf ihn zu machte. Dann noch einen. Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte Akiko ihre Arme aus und legte sie auf Kha´s Rücken wieder ab. Sie umarmte ihn vorsichtig, legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie erkannte sich selbst kaum wieder. Unter normalen Umständen wäre ihr so was niemals in den Sinn gekommen, doch die ganze Geschichte hatte sie wirklich ergriffen.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSa Dez 29, 2012 11:26 pm

Wieder sah er diese Angst in ihren Augen, als er auf sie zu ging. Das sein Blick allein ausreichte in ihr solche Ängste aus zu lösen, darauf wäre der Jäger wohl nie gekommen. Viel mehr vermutete er langsam, das sie Angst vor ihm hatte weil er ein Mann war. Mit mehr als einer Armlänge Abstand hielt er inne und erzählte. Antwortete auf ihre so kurz und knapp gestellte Frage. Redete sich alles von der Seele, was dort schon seit über 4 Jahren lastete. Und er war erschöpft als wäre er um sein Leben gerannt. In ihm tobte es. Sein Herz schlug schwer und schmerzhaft. Trotz der Kühle und Emotionslosigkeit die sein Blick ausstrahlte, sah es in ihm anders aus. Er wollte es nicht, doch auch ihm fehlte die Kraft zur völligen Selbstbeherrschung.
Als er geendet hatte, blieb er weiterhin vor ihr stehen. Die Angst war langsam aus ihren Augen gewichen. Dafür konnte er ein starkes Mittgefühl in ihnen erkennen. Es fiel ihr schwer das Erzählte zu verarbeiten. Sie wirkte unsicher und nervös. Auch ihr Blick wanderte, unsicher wo er bleiben sollte. Der Baum hinter ihr schien ihr halt zu geben. Kha selbst stand fest. Nicht weil es ihm nicht nahe ging. Doch genau wie damals schien alles andere unwichtig zu werden. Wenn man Angst hatte dann konnte man rennen. Schneller als je zuvor. Egal wie viele Schmerzen man hatte. Wenn man wütend war oder voller Hass konnte das ebenfalls passieren. Der Verstand blieb auf der Strecke. Der Jäger stand da wie ein Baum. Reglos, verkrampft.
Mit zitternder und dünner Stimme sprach sie zu ihm. Der Inhalt ihrer Worte kam kaum bei ihm an. Tapfer? Nein wohl kaum. Er hatte nur funktioniert. Das Beisetzen der Verstorbenen hatte ihm gut getan. Die Arbeit eben so. Er hatte Stunden wenn nicht tagelang gearbeitet bis seine Hände blutig und zerschunden gewesen waren, einfach nur um den Schmerz zu vergessen. Trauern konnte er nur, wenn er zur Ruhe kam. Die Einsamkeit war sein größter Feind. Das merkte er dann, wenn er unter Menschen kam. Das Lachen von Kindern, das geschäftige Treiben anderer, all das war wie eine schützende Mauer. War er jedoch allein, so kam auch der Schmerz. Nicht körperlich doch schlimmer als jede Folter.
In Akikos Augen konnte er mehr lesen und entnehmen, als aus den Worten die sie sich so mühsam abrang. Nicht das sie diese nicht ernst meinte. Doch Worte waren nicht aussagekräftig. Wieder herrschte eine geraume Zeit Stille. Auch Kha überlegte, wie er mit der nun entstandenen Situation umgehen sollte. Er hatte ihr alles erzählt. Es gab keine Geheimnisse mehr von seiner Seite. Warum hatte er das getan? Ging es ihm nun besser? Machte es das Ganze ungeschehen? Nein natürlich nicht. Und doch...spürte er eine Veränderung. Hatte er wirklich etwas von seiner Last auf sie abgeladen? War es Richtig sie da mit hinein zu ziehen? Auch Akiko war sichtlich mitgenommen von seinen Worten. Hatte er das Recht ihr das auf zu bürden?
Kha erkannte seinen Fehler und senkte langsam den Blick. "Es...tut mir leid. Ich hätte euch das nicht erzählen dürfen. Ihr..." ,begann er, als sie auf ihn zu ging. Er hörte ihre Schritte. Den Kopf wieder hebend, sah er wie Akiko die Arme ausstreckte und einen Wimpernschlag später schloss sie ihn in ihre Arme. Sie umarmte ihn. Der Jäger war wie vom Donner gerührt. Warum...tat sie das? Sie waren sich doch völlig fremd? Kha war es aus seiner Kindheit gewöhnt in den Arm genommen zu werden. Ob seine Eltern oder seine Schwestern, sie alle hatten ihn hin und wieder in den Arm genommen und er natürlich auch sie. Ob zum Trost, aus Freude oder aus Erleichterung. Er kannte das wunderbare Gefühl einer Umarmung. Dieser wortlosen Geste die so viel mehr aussagte. Doch Akiko kannte er erst seit etwa einem halben Tag. Sie hatte Angst vor ihm gehabt, hatte versucht ihn zu bestehlen und jetzt...nahm sie ihn in die Arme?
So verwirrend es auch war, so viel Trost spendete es dennoch. Ihre Nähe, ihre Anteilnahme. Die Geste der jungen Frau war echt und aufrichtig. Der leere Blick der fast schwarzen Augen des Jägers verblasste immer mehr. Als kehrte das Leben in sie zurück. Man konnte nun die dunkelbraune Färbung und die goldenen Sprenkler erkennen. Und mit diesem Zurückkehren seines wahren Ich's, kam auch immer mehr die Erkenntnis. Seit dem Geschehnis vor 4 Jahren hatte er niemandem erzählt was er durchlitten hatte. Niemand hatte davon gewusst und folglich hatte ihn auch niemand jemals versucht zu trösten. Niemand nahm Anteil. Und da war Akiko.
Kha war kein Mann er sich gerne verstellte. Er hatte dies bisher nur zu seinem Schutz getan. Als Feh noch lebte, hatte er sich verstellt, um ihr zu gefallen. Doch meist hatte sie nur darüber gelacht, weil sie ihn so geliebt hatte wie er war. Folglich war er nicht so kühl und emotionslos um stark zu wirken. Er hatte seine Tränen damals vergossen. Tagelang. Woche um Woche hatte er um die Toten geweint, gewimmert, geschrien und geflucht. Er hatte sich danach nicht besser gefühlt und für sich beschlossen es ein zu lassen.
Nun da ihn Akiko umarmte, war es wie ein Riss in der Mauer die er sich aufgebaut hatte. Die kühle Fassade bröckelte merklich und brach letztendlich zusammen. Und Kha mit ihr. Seine Knie gaben unter ihm nach. Seine Augen füllten sich mit Tränen, von denen er gedacht hatte sie längst alle vergossen zu haben. Noch weinte er stumm. Die Augen weit geöffnet liefen die Tränen unablässig über sein Geicht. Sein Körper begann zu zittern. Er ging in die Knie und Akiko folgte ihm, ließ ihn nicht los.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Dez 30, 2012 1:12 pm

Akiko durchflutete ein merkwürdiges Gefühl. Gestern war sie dem Fremden begegnet, hatte versucht ihn in der Nacht auszurauben und am heutigen Morgen bat sie ihn um Vergebung. Sie hatte beschlossen ihm einen Hauch Wahrheit über sich zu erzählen und überlegt wie lange es wohl dauern würde, bis Kha ihr auch noch etwas mehr über sich selbst erzählen würde. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr nur wenige Stunden später sein Herz ausschüttete. Doch es war passiert. Ob es ihm schon so lange auf dem Herzen lag? Vielleicht hätte er schon viel früher darüber reden wollen, doch es ergab sich nie die passende Gelegenheit? Soweit sie sich erinnerte hatte er gesagt, dass er allein gereist war. So viele Gedanken schossen durch ihren Kopf. Überrumpelt hatte sie ihn bestimmt mit ihrer Geste. Und sich selbst auch. Es war als hätte sie eine unsichtbare Hand zu ihm geschoben und bevor sie wirklich registrierte was sie tat, hatte sie ihn schon umarmt. Ihr Herz klopfte ein wenig, während sie in der Umarmung verharrte. Doch vielleicht war das keine gute Idee gewesen. Mal ganz davon abgesehen das sie keine Ahnung hatte, wie sie Kha erklären sollte, dass sie ihn so plötzlich umarmt hatte, wo solche Gesten doch nur Personen vorbehalten sind, die eine gewisse emotionale Bindung aufgebaut hatten, fehlte ihr etwas.
Seine Hände.
Sie konnte sie nicht auf ihrem Rücken spüren. Er erwiderte ihre Geste nicht. Ihr Herz hämmerte nun beinahe gegen ihre Brust. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hätte doch ahnen können, dass er einer Fremden Gegenüber niemals solche Gefühle gezeigt hätte. Für den Bruchteil einer Sekunde verfluchte sie sich selbst für ihre Dummheit, doch wahrscheinlich hatte sie einfach nicht genug über emotionale Bindungen gelernt um diese Situation besser einschätzen zu können. Sie holte noch einmal tief Luft, dann wollte sie gerade den Griff lockern, um ihn los zu lassen, als er plötzlich in die Knie ging. Reflexartig hielt sie ihn wieder fest, während sie mit ihm zusammen auf den Boden sank. Als sie den Erdboden unter ihren Knien spürte, drehte sie ihren Kopf ein wenig um in sein Gesicht blicken zu können, ohne ihn dabei los zu lassen.
Der Anblick der sich ihr nun bot ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
Er zitterte und die Tränen rannen ungehindert an seinem Gesicht entlang.
Vorhin noch hatte er so stark ausgesehen und nun war es, als wäre seine harte Schale zerbrochen. Dieser Herz zerreisende Blick versetzte Akiko selbst einen Stich im Herzen.
„Kha...“ Sie flüsterte seinen Namen sehr leise. Zu mehr sah sie sich einfach nicht im Stande.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeSo Dez 30, 2012 7:44 pm

Als müssen die tief vergrabenen Emotionen und Erinnerungen erst wieder an die Oberfläche kommen, so dauerte es auch bis sich Kha aus seiner Starre lösen konnte. Das Zittern nahm langsam ab. Er schloss fest die Augen und senkte den Kopf, während die Tränen weiter unablässig flossen und von seinem Kinn tropften. Seine grade Haltung wurde weicher, er beugte sich leicht zu Akiko vor. Während er weiter gen Boden sank, hob er vorsichtig die Arme. Sacht legten sie sich um Akikos Taille und seine Hände blieben auf ihrem Rücken liegen. Er übte keinerlei Druck aus. Sie lagen dort sanft und fast schwerelos.
Sein Herz schlug wieder ruhiger. Einige Zeit ließ er so verstreichen, in der er wieder zu sich selbst fand. Kha genoss die Nähe und Geborgenheit. Auch wen Akiko eigentlich eine Fremde für ihn war, so spürte er nun eine tiefe Verbundenheit zu ihr. Sein Misstrauen trat in den Hintergrund. Die Zweifel die er gehegt hatte blieben vergessen. Sie war bei ihm. Sie gab ihm Trost. Sie konnte nicht schlecht sein.
Doch mit der Erkenntnis kam auch das Schuldgefühl. Noch in der Umarmung schluckte er die letzten Tränen und sprach leise zu ihr. "Es tut mir leid. Ich habe nicht das Recht euch meine Lasten aufbürden zu wollen. Ihr habt nichts mit dem was geschehen ist zu tun... Und doch erzählte ich euch davon. Bitte verzeiht mir." ,sagte er und klang wieder gefasst und ruhig.
Langsam löste er sich von ihr, setzte sich weit genug zurück um ihr ins Gesicht sehen zu können und nahm ihre Hände in seine. Sein Blick war in diesem Moment nicht kühl und hart sondern voller Trauer und Schuld. Und noch etwas konnte man darin sehen. Dankbarkeit.
"Habt Dank für eure Anteilnahme und euren Trost. Sie bedeuten mir sehr viel." Ein leichtes, dankbares Lächeln zeigte sich auf seinen Zügen, ehe er ihre Hände hob und ihr einen Kuss auf den rechten Handrücken gab. Dann erhob er sich wieder. Noch einmal atmete er tief ein, trocknete die letzten Tränen und sah zum Himmel auf. "Ich rechne euch hoch an das ihr mir zugehört habt. Auch wenn ich euch keine Wahl gelassen habe. Aber bitte fühlt euch zu nichts verpflichtet. Ich werde meinen Weg gehen und diese Männer finden. Ich werde herausfinden warum es dazu kam! Ihr habt eure eigenen Lasten und Probleme zu tragen. Wenn es mir möglich ist würde ich euch gerne helfen. Aber wenn es euch besser geht wenn ihr weiter schweigt, so ist das auch in Ordnung." Er senkte wieder den Kopf und sah zu ihr.
Kha reichte ihr die Hand um ihr auf zu helfen.
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeMo Dez 31, 2012 9:57 am

Wie gebannt starrte sie noch in sein Gesicht, ohne es zu wollen. Wer wurde schon gerne beobachtet, wenn man gerade in einem schwachen Moment Kontrolle über seine Haltung verlor und seinen Gefühlen freien Lauf ließ? Sie zuckte kaum merklich, als sie eine Berührung an ihrer Taille bemerkte. Und dann zwei Hände. Seine Hände. Endlich konnte sie den Blick von ihm abwenden und schaute über seine Schulter hinweg. Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihr breit, da ihr bewusst wurde, dass sie womöglich doch nicht so falsch gehandelt hatte. Dennoch war sie ziemlich durcheinander. Seine Hände drückten sie so sanft an sich, dass sie kaum glauben konnte, dass sie wirklich einem Mann gehören sollten. Männer waren doch ruppig. Und kräftig. Manchmal sogar brutal. Akiko hatte keinerlei Zweifel an Kha’s Stärke, doch das schien eben nur ein Teil des Jägers zu sein. Und den anderen Teil lernte sie gerade kennen. Wo vorhin die Stille zwischen diesen beiden Menschen so unerträglich schien war sie jetzt, genau in diesem Moment, das Beste was passieren konnte. Akiko schloss ihre Augen und hielt weiter inne. Während sie versuchte all seine Worte zu verarbeiten, überkam sie ein tiefes Gefühl der Hilflosigkeit und Trauer. Was musste er wohl für ein Leben geführt haben? Sicherlich war es perfekt – und dann war es vorbei. Schlagartig. Er hatte eine sehr starke Persönlichkeit, wenn er es geschafft hatte nach all dem sein Leben fortzuführen. Das war bewundernswert.
Sie lauschte seinen Worten ohne ihre Augen zu öffnen.
„...Ihr habt Recht. Ich habe nichts damit zu tun. Und dennoch habt ihr mir eure Geschichte erzählt. Und als einzige Gegenleistung konnte ich euch mein Gehör schenken. Das...ist wirklich nichts weltbewegendes.“, sagte sie.
„Es gibt nichts zu verzeihen!“, sprach sie nun entschlossen. Wenn es das Einzige war, womit sie ihm im Moment etwas Trost spenden konnte, dann war es ihr recht. Immerhin hatte er ohne langes Zögern ihr ihre Lügen verziehen und gab ihr eine zweite Chance. Obwohl ihr Vorhaben ihn auszurauben von so schlechten Vorsätzen geprägt war hatte er einfach darüber... hinweg gesehen.
Die junge Frau hatte viel in Büchern gestöbert und dort eine Menge über Freundschaften gelesen, die ein ganzes Leben lang anhielten. Über das Geben und Nehmen. Und darüber, dass sich gute Freunde immer halfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Damals waren es nur fremde Worte gewesen, aber vielleicht...konnte zwischen Kha und ihr eine Freundschaft entstehen, sodass sie eines Tages die Bedeutung und den Zauber dieser Worte am eigenen Leibe erfahren konnte?
Der Jäger löste schließlich die Umarmung und schenkte ihr ein Lächeln. Es schien echt zu sein. Er schloss ihre Hände in seine und sie sah irritiert darauf. Etwas unsicher ließ sie ihre Hände von ihm führen, als er sie anhob und ihr – einen Handkuss gab.
Jetzt war sie es, die wie erstarrt vor ihm kniete. Sofort bildete sich eine leichte Röte auf ihren Wangen. Das war ihr erster Handkuss. Ihr Puls schoss augenblicklich in die Höhe. Sie war völlig perplex und stammelte lediglich ein „Gern geschehen“ zusammen.
Kha stand auf, wischte seine Tränen hinfort und reichte ihr seine Hand. Er wollte ihr aufhelfen. Sie zwang sich möglichst normal zu tun und reichte ihm rasch ihre Hand. Sogleich half er ihr auf die Beine. Doch seine folgenden Worte beunruhigten sie ein wenig. War es wirklich eine so gute Idee die Mörder seiner Familie aufzusuchen?
„Ich...verzeiht mir...aber wollt ihr wirklich diese Männer aufsuchen? Nach eurer Beschreibung sind sie gefährlich. Sehr sogar. Vielleicht habt ihr überlebt, um euer Leben mit einem anderen Ziel zu bestreiten? Es...oje!“, rief sie plötzlich und hob die Hände leicht an. „Der Vogel!“ Sie stürzte schnell an Kha vorbei zur Feuerstelle, auf der der Vogel nun schon reichlich lange gebrutzelt hatte. Die Unterseite war fast schon schwarz und verkohlt, die Oberseite hingegen noch nahezu roh. Klar...normalerweise drehte man so einen Spieß ja auch ständig. Schnell drehte sie den aufgespießten Vogel einmal, sodass die rohe Seite wenigstens noch eine leichte Bräune erhielt.
„Ich hoffe, ihr mögt es gut durch!“, sprach sie ein wenig sarkastisch. Aber nach all der Aufregung war es nicht verwunderlich gewesen, dass sie den Vogel einfach vergessen hatten.
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Kha Temeh
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BeitragThema: Re: Trampelpfad Tinae   Trampelpfad Tinae - Seite 2 Icon_minitimeDi Jan 01, 2013 2:10 pm

Sicher waren diese Männer gefährlich. Vor allem weil sie so unberechenbar und skrupellos zu sein schienen. Er kannte ihre Beweggründe nicht und konnte sich auch nicht vorstellen das sie erklärbare Gründe dafür gehabt haben könnten. Dafür waren zu viele Unschuldige gestorben.
Dennoch hatte er keine Furcht ihnen entgegen zu treten. Er wollte es verstehen, er wollte Vergeltung, Rache, Genugtuung. So grausam es auch klang, doch jene Gefühle waren die einzigen die ihn antrieben. Die Neugierde auf das neue Land, die Lebensfreude und Wissbegier auf alles fremde waren seit dem verherrenden Tag weit in den Hintergrund getreten. Er war nicht mehr der sorglose, naive Junge der die Welt kennenlernen wollte.
Und selbst wenn er bei dem Aufeinandertreffen mit diesen Männern starb, so sorgte ihn nicht einmal das. Es gab niemanden der auf ihn wartete. Keine Eltern denen er Nachrichten zukommen ließ wie es ihm ging. Keine Geschwister die ihm aufgeregt an den Lippen hangen wenn er von seinen Abenteuern erzählte und keine Geliebte, zu der er gerne zurück kam um ihre Wärme und Liebe zu spüren. All das gab es nicht mehr. Es gab nur noch ein Vorwärts.
Sollte sein Weg dort enden, wo ihn erneut eine Klinge traf, dann war es so.
Akiko unterbrach ihre eigenen Worte und erinnerte sich an die Beute, die noch über dem Feuer hing. Auch Kha hatte diese vergessen. Doch der Geruch von Verbranntem stieg auch ihm nun in die Nase. Er drehte sich zu ihr um und beobachtete sie dabei, wie sie den Vogel wendete und mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck die dunklen Stellen begutachtete. Ob er es gut durch mochte? "Ein Glück das es ein solch fetter Vogel war. Es ist sicher noch genug essbares Fleisch an ihm. In Tinae werden wir es sicher leichter haben an Nahrung zu gelangen." ,meinte er ruhig.
Bald würden sie die Stadt erreichen. Ob es stimmte? Würde er dort diesen Männern auf die Spur kommen können? Das Land war schließlich riesig. Vielleicht hielten sie sich gar nicht in dieser Stadt auf?
Noch einige Minuten ließen sie die Beute über dem Feuer. Kha setzte sich neben Akiko ans Feuer und schwieg. Doch sein Blick blieb klar und anwesend. Seine Gedanken waren grade im Hier und Jetzt. Er fühlte ich wirklich freier, nun da sie seine Vergangenheit kannte. Nie hätte er gedacht das so etwas wie die eigene Vergangenheit so düster und bedrohlich sein konnte. Doch das Akiko ihm zugehört hatte, hatte dieser Dunkelheit etwas von seiner Bedrohlichkeit genommen.
Vorsichtig teilte die junge Frau die Beute. Was verbrannt war, legten sie in die Asche. Es tat wirklich gut wieder Fleisch zu essen, merkte der Jäger. Seine Kräfte kamen wieder und auch sein Geist schien etwas wacher zu werden. Ob Akikos Beweggrund die Stadt zu erreichen der Wahrheit entsprach? Wollte sie neu anfangen? Oder floh auch sie vor ihrer Vergangenheit? Kha konnte sich nicht vortellen wie es war als Räuber zu leben. In diesen Wäldern war die Erde doch fruchtbar. Es gab genug Beute. Warum nahm man anderen ihre wertvollen Dinge weg? Waren Münzen, Gold und Edelsteine für solche Menschen so viel mehr wert als Nahrung, Wasser und ein Platz zum Schlafen? Und wenn man so lebte, war es schwer es nicht mehr zu tun?
Akiko hatte es geschafft ihm die Münzen die sie hatte stehlen wollen wieder zu geben. Das war für sie sicher ein großer Schritt in die richtige Richtung gewesen.
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