Nach einer klaren Nacht ziehen nun von Osten her Wolken auf. Über dem nördlichen Meer braut sich eine Front zusammen, die auch bereits von der Küste aus zu sehen ist. Es herrscht ein feuchter Ostwind. In Tinae geht etwas verspätet die Sonne auf, noch wird der Himmel lediglich von einzelnen Schäfchenwolken bedeckt. In der Höhe liegt Raureif bei spätwinterlichen Temperaturen, auf tieferen Ebenen ist es trocken und etwas wärmer bei leichtem Südostwind. Im Südenwesten ist es vorläufig noch klar und es ist ein schöner Sonnenaufgang zu geniessen.
Was gerade los ist
Ereignisse & Plots
Ereignisse: Die Gildenkämpfe haben sich gelegt, doch die unmittelbaren Folgen sind deutlich sichtbar: verbarrikadierte, beschädigte oder sogar abgebrannte Häuser und unzählige Verletzte. Die Säle der Heilergilde sind zum Bersten voll und es fehlt an fast allem: Material, Platz und Helfer. Jede helfende Hand ist sofort willkommen. Die Aufräumarbeiten sind schneller angelaufen, aber auch hier könnten zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht werden. Zudem wollen manche Gilden ihre Position verstärken und sind nun auf der Suche nach neuen Mitgliedern.
Plots: - Eine Elfe in Amanohara? - Wir waren es nicht! - Mirars Vermächtnis - Rekruten gesucht - Gelehrte verschollen
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Thema: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Mi Apr 11, 2018 9:04 pm
Karte:
Das Anwesen der Fürstenfamilie von Daiki Ignis ist groß und liegt strategisch günstig in einer Flussbiegung westlich von Tinae, wodurch es von 3 Seiten durch Wasser geschützt ist. Östlich grenzt der Yosei-Wald direkt an die Mauern des Grundstücks. Im Zentrum des Bauwerkes befindet sich ein wunderschöner, bepflanzter Innenhof, der zum einen zum Ausruhen und Verweilen einlädt, zusätzlich aber auch zur Ausbildung der Krieger genutzt wird und nicht einsehbar ist. Neben den hofeigenen Bauern befinden sich rund um das Anwesen noch weitere Pachtgrundstücke auf denen Lebensmittel angebaut und Vieh gehalten wird.
Juromaru Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Mi Apr 11, 2018 10:48 pm
First Post
Mit klopfendem Herzen schlich Juromaru durch das Tor, die Ohren gespitzt und die Luft anhaltend. Nichts war zu hören und niemand zu sehen. Im Zwielicht des noch sehr frühen Morgens lief er eilig den langen, gepflasterten Weg hinab. Er zwang sich dazu nicht mehr zurück zu blicken. Seine Augen wurden kurzzeitig von den Tränen verschleiert. Er ließ seine Familie unwissend zurück. Keine Nachricht und kein Wort. Seine Schwestern würden ihm fehlen. Eilig wischte er sich mit dem Ärmel über die Augen und bog nach rechts ab. Nun gab es kein Zurück mehr! Vor ihm lag bereits der Waldrand. Er hatte nun 3 Möglichkeiten. Entweder er hielt sich am Flussufer Richtung Norden bis er zum Fuße des Yama-Gebirges kam, oder er hielt sich am Flussufer nach Osten und würde im Laufe des kommenden Tages die Stadt Tinae erreichen oder aber er wählte den Mittelweg, direkt hinein in die Tiefen des Yosei-Waldes. Genau diese Möglichkeit war es, die der Rotschopf auserkoren hatte. Juro hatte absichtlich bis kurz vor Sonnenaufgang gewartet. In diesem Zeitraum würde sein Fehlen am Wenigsten bemerkt werden. Bei Sonnenaufgang rief man zum Morgenappell. Wie eigentlich immer, würde der Fürstensohn zu diesem nicht erscheinen. Das weckte also noch kein Misstrauen. Erst gegen Mittag würde seinem Vater auffallen, dass sein Erbe sich nicht mehr innerhalb der Mauern des Anwesens aufhielt. Bis dahin hatte er eine gute Strecke zurück gelegt!
Was zuvor geschah
"Du hast WAS gemacht!?" ,hörte man die laute Stimme des Fürstensohnes über die Etage rollen. Ungläubig starrte er seine jüngere Schwester Emi an und hatte dabei vor Entsetzen die Hände in seine rote Haarpracht gegraben. Das 8-jährige Mädchen sah ihn mit Tränen in den Augenwinkeln und dennoch trotzigem Blick an und verlagerte unablässig ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. ~"I....ich hatte doch keine andere Wahl... Du warst nicht da... Ich musste mich doch entscheiden!"~ ,stammelte sie und knibbelte an ihren Fingern herum. Die beiden 6-jährigen Zwillingsmädchen kicherten und tuschelten amüsiert, während ihr großer Bruder immer noch völlig verzweifelt auf und ab lief. "Das ist unser Ende! Unser Untergang! Aus und vorbei!" Kaede, die Älteste der 4 Mädchen saß auf der hölzernen Brüstung und hielt ein Buch in den Händen. Ein übliches Bild. Stillschweigend betrachtete sie das Treiben. Auch wenn sie las war ihnen allen klar, das sie jedes Wort mitbekommen würde. Während Emiri die Wangen aufblies und mühsam gegen weitere Tränen ankämpfte und die beiden Jüngsten immer noch leise kicherten, stahl sich auch auf Kaede's Züge für wenige Sekunden ein kaum erkennbares Schmunzeln. Juromaru trat schließlich an das Spielbrett heran und legte die Hand ans Kinn, als würde er seinen nicht vorhandenen Bart streicheln. "Also wenn wir unsere Truppen dort positionieren könnten wir vielleicht noch gewinnen." ,sprach er wieder völlig gefasst und fast schon emotionslos. Das war zu viel des Guten. Emi stürmte auf ihren Bruder zu und hämmerte wutentbrannt mit ihren kleinen Fäusten auf dessen Bauch und Brust ein. ~"Du bist ja sooooo gemein!"~ Yuri und Yumi prusteten laut los und hielten sich gegenseitig in den Armen. ~"Hättest du diese Möglichkeit gleich gesehen..."~, begann Yuri nach Atem ringend und Yumi beendete wie so oft den Satz ihrer Zwillingsschwester. ~"...dann hätte er dich gar nicht so reinlegen können."~ Die Mittlere schluchzte noch einen Augenblick, während auch ihr Bruder anfing zu lachen. Dann kniete sich Juromaru hin und schloss sie in seine Arme. "Es ist doch nur ein Spiel." ,sagte er sanft und strich ihr über ihr pechschwarzes Haar. Sofort beruhigte sie sich wieder und schmiegte sich eng an ihn. Grade wollten die Geschwister ihr Strategiespiel fortsetzen, als der Fürst auf der Etage erschien und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf sie zu kam. Das war nie ein gutes Zeichen. ~"Juromaru, ich muss mit dir reden. Sofort."~ Mit schneidendem Ton zerriss er die kurzweilige Stille. Die Stimmung war hinüber. Besorgt wechselten die Mädchen Blicke miteinander und sahen dann alle Vier zum Rotschopf hinüber. Juro hob beschwichtigen die Hand ohne sich zu ihnen um zu drehen. Er hatte nur Augen für seinen Vater. Wütend und vor Trotz nur so sprühend. Der Schein sollte also wieder gewahrt bleiben. Dabei war das eigentlich nicht nötig. Jeder wusste wie es zwischen Vater und Sohn stand. Wenn sie mal nicht miteinander stritten, waren ihre Stimmen kühl und gefühllos. Die Sätze abgehakt und meist belanglos. Dennoch waren sie beide bei einer Sache einig. Sie wollten sich nicht vor den Mädchen streiten. Darum rief der Fürst Juromaru immer zu sich, wenn es etwas zu klären gab. Oder der Erbe verließ überstürzt den Raum in dem sie sich befanden, nur um dann mit ihm in einem anderen Raum zu diskutieren. So war es auch heute. Die Sonne lag bereits schwer am Himmel. Im Winter waren die Tage kurz. Dieser würde bald enden. Mit energischen Schritten folgte er seinem Vater hinein und schloss die Tür hinter sich. Der Fürst kam ohne Umschweife zur Sache. ~"Du warst heute Morgen schon wieder nicht beim Training. Der Meister war sehr aufgebracht. So geht das nicht weiter mein Sohn!"~ Der Rotschopf gab einen abfälligen Ton von sich. "Ich werde mich nicht deiner Truppe von willenlosen Holzköpfen anschließen! Wann verstehst du das endlich!?" ,beharrte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Daiki begann vor der Fensterfront auf und ab zu laufen. Das immer gleichbleibende Tempo machte Juro fast wahnsinnig. ~"Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken dich fort zu schicken Juromaru."~ ,sagte er bedeutungsschwanger und ließ eine künstlerische Pause folgen, um das Gesagte sacken zu lassen. Der Fürstensohn spürte, wie sein Herz anfing schneller zu klopfen. ~"Nördlich von Tinae, am Fuße des Gebirges befindet sich ein Dojo. Dort unterrichtet Meister Tan immer nur einen einzigen Schüler. Jeder Schüler der bei ihm war wurde ein gefeierter und hoch angesehener Krieger. Wenn du bei ihm für einige Monate in die Lehre gehst, wirst du als ehrenhafter Nachfolger zurück kehren und meinen Platz einnehmen können."~ Der Fürst redete nun mit ruhigerer, fast schon sanfter und flehender Stimme auf seinen Jungen ein. Für ihn war dies der einzige noch mögliche Weg. Nur so konnte die Bestie aus seinem Sohn und den Köpfen der Untertanen vertrieben werden. Doch Juro sah das anders. Auch seine Stimme blieb vorerst ruhig und sachlich. "Das kannst du vergessen Vater. Egal wer mich trainiert, ich will meinen eigenen Weg finden." Mit dem Schwert bin ich ein Versager und als Fürst noch viel mehr... ,ging es ihm durch den Kopf. Er wollte nicht der Nachfolger seines Vaters werden. Niemals! Als sich Juromaru umdrehen wollte, ergriff sein Vater ihn am Arm. ~"Das war keine Bitte mein Sohn! Noch diesen Monat werde ich einen Brief an Meister Tan schreiben. Du wirst gehen! Denk doch an deine verstorbene Mutter! Glaubst du nicht..."~ "Halt Mutter da heraus!" ,zischte der Rothaarige sofort und hob drohend den Zeigefinger, als er sich zum Fürsten umdrehte und ihm einen eisigen Blick schenkte. ~"Sie hätte auch gewollt das aus dir etwas wird! Mehr als nur ein zerlumpter Bettler oder armseliger Gaukler und Tagedieb!"~ ,geriet der Fürst langsam in Rage. Wütend griff er mit beiden Händen nach dem Kragen seines Sohnes und zog ihn zu sich. "Dich interessiert doch nur was aus dir und deinem Anwesen wird! VERRECKE doch auf deinem Fürstenthron!" ,fuhr Juromaru seinen Vater an und verpasste ihm bei dem Wort `verrecke´ mit beiden Händen einen Stoß gegen die Brust. Fassungslos taumelte Daiki zurück. Mit offenem Mund sah er wie sein Sohn auf dem Absatz Kehrt machte und den Raum verließ. ~"Das wirst du bereuen Sohn! Du wirst es bereuen!"~ ,schrie er ihm letztendlich noch hinterher. Damit war der Zeitpunkt gekommen. Juromaru hatte lange schon mit dem Gedanken gespielt das Fürstenhaus zu verlassen. Er hatte alles genauestens durchdacht, sich die Worte für seine Schwestern zurecht gelegt, unzählige Abschiedsbriefe in seinem Kopf verfasst. Wie so oft kam alles anders. In seinem Zimmer angekommen packte er eilig seine Sachen. Alles in einen Leinensack gestopft, legte er diesen unter sein Bett und legte sich rücklings darauf. Er verschränkte die Arme unter dem Kopf und sah an die Decke. Einige Stunden verharrte er so. Er musste sich sammeln und alles erneut genau durchdenken. Es ist soweit Bruder. Heute Nacht breche ich auf. Endlich werde ich mich aus den Fesseln von Vater befreien. Du kommst doch mit mir oder? ,sprach er mit seinem verstorbenen Zwillingsbruder. Er tat dies schon seit vielen Jahren. Nur er kannte seinen Bruder, der nie das Licht der Welt erblicken durfte. Somit wusste er auch als Einziger wie dieser denken, handeln und sprechen würde. Mit einem nervösen Lächeln nickte er auf die Antwort seines Bruders hin und schloss die Augen. Er brauchte etwas Ruhe um Kraft zu sammeln. Nur wenige Stunden vor Sonnenaufgang würde er sich auf den Weg machen.
Juromaru hatte den Wald betreten und schlug sich so lautlos wie möglich durch das Unterholz. Er war sich nicht einmal sicher ob sein Vater sich die Mühe machen würde nach ihm suchen zu lassen. Vielleicht hatte er es bereits geschafft und war frei? Tief sog er die kühle Morgenluft durch die Nase ein und lächelte. "Ich werde einfach durchlaufen bis die Sonne wieder untergeht. Erst dann werde ich mir eine Pause gönnen Bruder. Endlich hat das Leben uns zurück! Uns beide!" Er würde das Leben seines Zwillingsbruders ebenfalls leben. Er wollte unzählige Abenteuer erleben und viel lernen. Genug für zwei! Zuversichtlich kämpfte Juro sich weiter durch das Unterholz. Hinter ihm erwachte das Anwesen der Fürstenfamilie langsam und die ersten Krieger versammelten sich im Hof.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Mi Apr 11, 2018 11:28 pm
[Am Abend desselben Tages ] [erster Post Saskia]
Fürst Ignis erwies sich als ziemlich genau das, was sich Saskia vorgestellt hatte und worauf sein eindrucksvoller Sitz schliessen liess: Ein gerechter wenn auch strenger Fürst, der sich um seine zahlreichen Leute kümmerte. Er strahlte aber auch eine gewisse Traurigkeit aus, tiefe Falten zogen sich über sein Gesicht und sein Haar war schon deutlich ergraut. Als das Gespräch auf seinen Sohn kam, verhärteten sich seine Züge. Steif klärte er sie über den unbändigen und widerspenstigen Charakter seines Sohnes auf, anscheinend hatte er sich all seinen Erziehungsmethoden widersetzt und sträubte sich vehement, sich in die ihm zugedachte Rolle als Erbe zu fügen.
Mehrmals blitzte Wut in den Augen des Fürsten auf, doch Saskia liess sich nicht täuschen: Er war der Auseinandersetzungen mit seinem Sohn müde und mit seiner Weisheit am Ende. Dass er nur einen Sohn hatte und er seinen Ältesten nicht einfach enterben konnte, machte sie Sache nicht besser. Daher hatte er beschlossen, ihn zu einem Meister zu schicken, vorgängig zur Ausbildung seiner Schwertkunst, aber sicher auch um die Erziehung nachzuholen, die er verpasst hatte. Doch der Sohn hatte sich auch dieser Massnahme entzogen, als er nachts spurlos verschwunden war. Da keine Hinweise auf einen Kampf oder eine Entführung vorlagen, musste er freiwillig aufgebrochen sein.
Saskia hielt ihre Meinung zurück, die persönlichen Probleme ihrer Auftraggeber gingen sie nichts an. Doch dass diese Menschen sich immer so sehr auf ihre Söhne fokussierten, war einfach unglaublich. Er hatte jede Menge fähige Leute, sie hatte sie im Hof draussen trainieren sehen. Und in der Ecke des Raumes sass ein Mädchen, das nach seinen Kleidern zu schliessen nur seine Tochter sein konnte. Sie verhielt sich ruhig und schien zu stricken, hatte jedoch seit Beginn der Besprechung keinen Stich mehr gemacht und ihre angespannte Haltung sagte Saskia, dass sie aufmerksam der Unterhaltung folgte. Dumm und uninteressiert konnte sie also auch nicht sein. Doch das ging sie nichts an, ihr Auftrag war der Ausreisser und sie nahm ihn selbstredend an, als der Fürst ohne mit der Wimper zu zucken die verlangte Bezahlung akzeptierte.
Vor ihrem Abreise hatte sie darauf bestanden, das Zimmer des Jungen zu sehen, was ihr der Fürst mit einem müden Winken gewährt hatte. Sein Bruder hatte sie hingeführt. Erst hatte er eindringlich auf sie eingeredet, anscheinend war ihre Beteiligung an dieser Sache seine Idee gewesen und ihm schien der Junge am Herzen zu liegen. Doch er war schnell still geworden, als er bemerkt hatte, dass sie in dieser Hinsicht keine Partei ergreifen würde.
So schwieg er nun und beobachtete sie abwägend, während sie durch die Räume des Fürstensohns wanderte und die Atmosphäre in sich aufsaugte. Aufmerksam prägte sie sich alles ein und liess sich ganz von ihrem Instinkt leiten. Der Geruch des Sohnes hing noch an seinen Kleidern und deutlich in der abgestandenen Luft, es roch nach Seife, verbranntem Öl und Russ. Saskia rümpfte die Nase, nicht gerade angenehm aber zumindest war der Geruch leicht wieder zu erkennen.
Wortlos trat sie am Fürstenbruder vorbei auf den Gang hinaus und schnüffelte dort. Die Duftspur führe sie erst in die Schlafzimmer der Töchter des Fürsten und schliesslich in die Küche, wo sie vom Kochfeuer fast ganz überdeckt wurde. Vor einer Hintertüre erkannte Saskia noch einmal schwach den Duft, doch im Freien hatte er sich inzwischen verflüchtigt. Das machte ihr wenig Sorgen. Vor ihrem Aufbruch würde sie die umgebende Mauer entlanglaufen und dabei sicherlich auf seine Fussabdrücke stossen. Die meisten Ausreisser flohen erst einmal in die Wildnis und suchten erst Siedlungen auf, wenn ihr Proviant aufgebraucht war, ihr Körper von den Entbehrungen schmerzte und sie so weit von Zuhause entfernt waren, dass sie sich vor Erkennung sicher fühlten.
Falls dieser Ausreisser trotzdem direkt nach Tinae laufen würde, wäre das einfach nur langweilig. Nach der Beschreibung und dem Bild, das sie vom Fürsten erhalten hatte, war er alles andere als unauffällig. Nichts war einfacher, als einen jungen Adeligen mit leuchtend roten Haaren zu finden.
Out: du brauchst ja schon etwas Vorsprung, und dein Vater musste die Waldläuferin/Kopfgeldjägerin ja erst besorgen.
Juromaru Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Apr 15, 2018 3:16 pm
Erster Tag auf der Flucht
Es war ein wunderbarer Tag. Juro glaubte noch nie solch frische Luft, noch nie so einen sanften Wind und so herrliche Gerüche und Geräusche wahrgenommen zu haben. Dabei brauten sich über ihm die dicken, grauen Regenwolken zusammen und ein feuchtkalter Ostwind ließ die noch kahlen Bäume knarren. Aber was machte das schon wenn man frei war? Wenn man diese Freiheit in vollen Zügen genoss. Da störte nicht der aufziehende Nebel und die durchdringende Feuchtigkeit, die seine Kleidung im Laufe des Tages immer schwerer machte und seine sonst so wirren Haare an sein Gesicht klebte. Meist lautlos hielt er weiter Zwiegespräche mit seinem Bruder und lief einfach weiter. Nur hin und wieder blieb er stehen um sich zu orientieren, einen Schluck zu trinken, wenn ein Bach seinen Weg kreuzte oder um einen neuen Ast aus zu suchen, den er während seiner Wanderung mit einem Messer zurecht schnitzte. Stunde um Stunde vergingen. Die Sonne war träge aufgegangen und noch vor dem Mittag wieder hinter den dichten Wolken verschwunden. Keine Menschenseele kam ihm unter die Augen. Nicht mal einen Lagerplatz oder eine alte Feuerstelle bekam er zu Gesicht. Am frühen Nachmittag hatte Juromaru seine imaginäre Grenze überschritten und verließ den Teil des Yosei-Waldes, den er kannte und schon als Kind durchstreift hatte. Absolutes Neuland lag vor ihm und das weckte ein angenehmes Kribbeln in seiner Magengegend. Mit einem breiten Grinsen kämpfte er sich einen sanften, dicht bewachsenen Hügel hinauf und blieb auf dessen Kuppe stehen. "Siehst du das Bruder? Vor uns liegt all das, was sonst nur in Büchern festgehalten wurde. Abenteuer und Ungeheuer. Gefahren und Erfahrungen die niemand außer uns machen kann." Er nickte zuversichtlich, schnürte den Gurt seiner Tasche fester und ließ sich regelrecht nach vorne fallen. Hinein in die Abenteuer. Wie ein Kind genoss er es den Hügel hinunter zu rennen und einfach im Gestrüpp des Waldes wieder zu verschwinden. Als hätte es ihn nie gegeben.
Zeitgleich auf dem Anwesen der Familie
Das Verschwinden von Juromaru bewirkte eine leichte Unruhe am Hof. Als die Sonne aufgegangen war und die Soldaten zu ihrem morgendlichen Apell angetreten waren, hatte noch niemand damit gerechnet, dass der Fürstensohn über alle Berge war. Der Rotschopf war ja dafür bekannte nie zum Training zu erscheinen. Der Meister war nicht gut auf ihn zu sprechen. Das seine Methoden allesamt bei ihm versagt hatten, kratzte am Ego des hochnäsigen Mannes. Seine Wut darüber ließ er nur zu gerne an seinen anwesenden Schülern aus. Fürst Daiki hatte sich, nachdem er seinen Töchtern eine gute Nacht gewünscht hatte, in sein Zimmer zurück gezogen und war den darauffolgenden Morgen noch nicht gesehen worden. Die ersten, die das Verschwinden von Juromaru bemerkten, waren seine Schwestern. Er war, genau wie sein Vater, am Abend noch einmal bei ihnen gewesen, hatte ihnen versichert, dass zwischen dem Fürsten und ihm alles in Ordnung war, und ihnen eine gute Nacht gewünscht. Die offensichtliche Lüge hatten selbst die 6jährigen Zwillinge erkannt. Doch niemand wagte es etwas dazu zu sagen. Als Yumi und Yuri am Morgen noch vor der Glocke erwachten, tauschten sie besorgte Blicke und eilten in das Zimmer ihrer ältesten Schwester. Kaede war wie der Fels der Familie, an dem sich jeder festhalten konnte, wenn der emotionale Sturm losbrach. Noch auf dem Weg dorthin stieß auch Emiri zu ihnen. Leise und flüsternd, weil ja noch nicht einmal die Garde erwacht war, schlichen sie hinein und entdeckten die Älteste am Fenster sitzend. ~"Kaede, hast du gar nicht geschlafen?"~ ,fragte Emi besorgt und sie traten näher. Die 13jährige hatte die Knie eng an die Brust gezogen und drehte sich leicht zu ihren Schwestern um. ~"War er auch bei euch?"~ Stille. Besorgt tauschten sie Blicke aus und nickten schließlich alle 3. Während sie schliefen musste Juro noch einmal zu ihnen gekommen sein. Jedes der Mädchen hatte geträumt, dass er an ihrem Bett gesessen und ihnen über das Haar gestreichelt hatte. ~"Das war..."~ ~"...ein Abschied!"~ ,quoll es aus den Zwillingen hervor. Sofort brach Emi in Tränen aus und schüttelte wirr den Kopf. ~"Nein! Wir haben nur schlecht geträumt!"~ ,schluchzte sie. Kaede ließ sich von der hölzernen Fensterbank gleiten und schloss ihre Schwester fest in die Arme. Sie brauchten das Zimmer des Fürstensohnes nicht zu betreten, um zu wissen das er fort war. Und sie taten es auch nicht. Genau so wenig verrieten sie jemandem etwas von ihrer Gewissheit. Nach dem verpassten Frühstück setzte man Daiki Ignis davon in Kenntnis, dass sein Sohn nirgendwo zu finden sei. Auch in dem Fürsten keimte eine böse Vorahnung auf, doch noch ließ er seine Untertanen weiter nach Juromaru suchen. Sein Bruder wurde ebenfalls gerufen und in das Zimmer des Hausherren zitiert. ~"Nobu er ist weg! Schon seit über einer Stunde durchkämmen meine Männer das Gelände. Dieser Nichtsnutz hat wirklich das Weite gesucht!"~ ,empörte sich der Fürst und ließ die flache Hand auf die Tischplatte fallen. Nobu lächelte nur schief. ~"Das wundert mich nicht. Du hast ihm von deinem Plan erzählt nicht wahr?"~ Sein Blick fiel auf den angefangenen Brief auf dem Tisch. Unzählige, weitere Blätter waren zusammengeknüllt im Raum verteilt. Daiki fuhr sich aufgebracht und resignierend zugleich durch das immer grauer werdende Haar. ~"Ja..."~ ,war alles was er dazu antworten konnte. Sein Bruder kam näher und legte ihm die Hand auf die Schulter. ~"Kopf hoch mein Bruder. Er ist neunzehn und ein Dickkopf."~ ,versuchte er ihn zu beruhigen. Doch der Fürst wollte ihn nicht einfach ziehen lassen. Wut kam in ihm auf. Die Mädchen drückten sich bereits mit den Ohren an die Tür und hielten sich bei den Händen. Nobu schaffte es aber seinen älteren Bruder wieder auf die richtige Spur zu bringen. Schließlich einigten sie sich darauf, dass es das Beste wäre, eine einzelne Person auf den Flüchtigen an zu setzen. Diese sollte den Ausreißer nicht zurück bringen, sondern wie geplant beim Kampfsportmeister Tan abliefern. Mit Engelsgeduld half der jüngere Mann Daiki dabei den Brief für den Meister fertig zu verfassen und hatte auch eine Idee, wer für die Aufgabe den Fürstensohn zu finden, am Besten geeignet wäre. Noch vor dem Mittagessen hatte man nach der Leibwächterin und Kopfgeldjägerin Saskia Löwenherz rufen lassen. Es war früher Abend als sie eintraf. Mit knappen Worten erklärte der Fürst was geschehen war und was er von ihr verlangte. Die Bezahlung spielte keine Rolle. Wie so oft hatte er seinen Töchtern nichts von seinem Vorhaben erzählt und wie immer, wussten diese bereits längst was passierte. Kaede hielt sich sogar mit im Raum auf, als die Kopfgeldjägerin erschien. Mit ihrer ruhigen Art war sie eine wunderbare Beobachterin und wurde oft selbst dabei kaum wahrgenommen. Die Mädchen hatten sich vorgenommen still zu bleiben und sich nicht ein zu mischen. Das war zumindest Kaede's Plan gewesen. Emiri konnte nicht einfach abwarten. Als die angeheuerte Löwenfrau das Anwesen ablief und auch an ihren Zimmern vorbei kam, nahm sie all ihren Mut zusammen. Mit entschlossener Miene trat die 8jährige der Frau in den Weg und ballte beide Hände zu Fäusten. Nicht um ihr zu drohen, sondern um nicht einfach vor Angst wieder fort zu laufen. Die Zwillinge lugten händchenhaltend um die Ecke des Flures und bewunderten ihre ältere Schwester. ~"Ihr....Ihr sollt unseren Bruder finden richtig?"~ ,stammelte sie und schon glitzerten die ersten Tränen in ihren Augenwinkeln. Ihr schulterlanges, pechschwarzes Haar fiel ihr leicht ins Gesicht. Der Pony bedeckte ihre Stirn komplett. ~"Ich hoffe Ihr findet ihn nicht! Und...und wenn doch dann...dann. Dann tut Ihm bitte nichts. Er ist keine Bestie! Er ist der beste und tollste Bruder den man haben kann!"~ ,platzte es nur so aus ihr heraus. Die Tränen liefen bereits und sie wollte noch viel mehr sagen. Doch grade in diesem Augenblick kam Kaede um die Ecke. Erschrocken lief sie auf Emi zu und zog sie zur Seite und in ihre Arme. ~"Verzeiht meiner Schwester. Sie macht sich große Sorgen um unseren Bruder. Bitte vergesst was sie gesagt hat."~ ,versuchte sie eilig zu beschwichtigen, verbeugte sich vor Saskia und zog die schluchzende Emiri von ihr weg.
Juromaru hielt sein Wort und lief, bis die Sonne wieder unter ging. Es wurde schnell dunkel. Nun kam das, worauf sich der Rotschopf schon den ganzen Tag gefreut hatte. Er suchte sich ein gemütliches Plätzchen tief im Wald und begann Holz für ein Lagerfeuer auf zu schichten. Den ganzen Tag über hatte er passende Äste und Zweige mitgenommen und unter seinem Mantel gehalten, damit es trocknen konnte. Das meiste Holz war klamm und feucht doch es war eine Leichtigkeit für ihn, trotz dieser Umstände ein ordentliches Feuer zu entfachen. Schon hatte er mit den Feuersteinen eine Glut entfacht und brauchte nur zu warten. Einen etwa kinderarmdicken Ast bereitete er sich für eine Fackel. Er umwickelte ein Ende dicht mit dünnem Reisig und Wurzeln. Die Fackel ließ er nahe an der Glut liegen, bereit sie jederzeit anzünden zu können. Es hatte aufgehört zu regnen und auch der Nebel war nicht mehr so dicht. Zufrieden wärmte er seine kalten Knochen und trocknete die nassen Sachen. "Verdammte Bücher...ja ich weiß, ich sollte sie nicht mitnehmen. Sie sind ja auch verdammt schwer. Aber ich konnte nicht anders." ,sagte er und zog die vier gebundenen Ausgaben aus seiner Tasche. Ein Buch war recht klein und vergriffen. Es war das Märchenbuch aus dem er seinen Schwestern immer vorlas. Er kannte die Geschichten auswendig, dennoch konnte er es nicht zurück lassen. Es war wie eine Erinnerung an die Vier. Die anderen Bücher handelten über Astronomie, Medizin und Pflanzenkunde. Mit ihnen wollte er sich die Zeit vertreiben. Sicher konnte ihm das Wissen aus diesen Werken auf seinem Weg helfen. Eines der Bücher auf seinen Schoß gelegt, zog er Brot und Wurst aus der Tasche, schnitt sich von beidem dünne Scheiben ab und aß, während er anfing zu lesen. In seinen Ohren hörte er das Knistern des Feuers und die Laute des Waldes. Beides war eine Wohltat. Die Fackel lag zwischen seinen Füßen, während er sein Schwert noch immer auf dem Rücken trug. Noch war er zu munter um zu schlafen. Er war zwar erschöpft aber munter und glücklich.
NSC Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Di Apr 17, 2018 2:10 pm
Die Mädchen mochten in der Frühe geahnt haben, dass ihr Bruder verschwunden war. Den übrigen Bewohner mochte sein Fehlen beim Frühstück aufgefallen sein, doch der erste, der Juros Verschwinden bemerkt hatte, war sein Onkel gewesen. Er hatte schlecht geschlafen, zwar nicht zum ersten Mal, aber diesmal hatte er sich die halbe Nacht hin und her gewälzt. Er beobachtete das Verhältnis zwischen dem Fürsten und seinem Sohn schon länger. Gewissermassen erinnerte ihn sein Neffe an sich selber, nur hatte er das Glück gehabt, noch einen grossen Bruder zu haben, der den Fürstentitel übernehmen würde. Auf ihm hatte nie der Druck gelastet, der früher auf seinem Bruder und nun auf seinem Neffen lastete. Sicher hatte Juros Geburt nicht unter einem guten Stern gestanden, aber das war keine Entschuldigung. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn hatte sich nicht gut entwickelt und war der eigentliche Grund, wieso dieses Trauma nie vergessen werden konnte. Und es wurde immer schlimmer, die Streite häufiger und heftiger. Sie versuchten es zwar verbergen, aber das war illusorisch von ihnen, die Familie litt, besonders natürlich die Fürstentöchter, aber auch Nobu belastete die Situation. Er verstand beide Seiten nur zu gut und versuchte sich neutral zu verhalten, zu verhandeln war in der festgefahrenen Situation aussichtslos. Sehr gerne aber mit leisem schlechtem Gewissen erledigte er die offiziellen Besuche in Tinae, die ihm einen Vorwand für eine allmonatliche Flucht ausser Haus lieferten.
Als ihm Fürst Daiki von seinem Plan erzählt hatte, seinen Sohn in eine Schule zu schicken, hatte er innerlich aufgeatmet. Zwar würde Juro nicht begeistert davon sein und sicherlich waren auch die Mädchen traurig über die Trennung, aber zumindest konnte etwas Frieden ins Haus einkehren. Man musste es dem Jungen nur richtig beibringen – und dabei musste es gescheitert sein, dachte er sich, als er am Abend den gewaltigen Streit zwischen seinem Bruder und seinem Neffen hörte. Nach einer unruhigen Nacht stand er bei Sonnenaufgang auf. Er wollte noch vor dem Morgentraining mit seinem Neffen sprechen und seine Argumente vorbringen, bevor er beim Frühstück seinen Bruder bearbeiten würde. Es musste etwas geschehen, bevor die beiden Dickschädel die ganze Familie zerstörten. Ob er etwas geahnt hatte, konnte Nobu später nicht mehr sagen. Jedenfalls war ihm die Situation fast sofort klar, als er Juros Zimmer betreten und leer vorgefunden hatte. Resigniert hatte er im Raum gestanden und auf die Trümmer ihrer Familie gestarrt, zerbrochen von zwei idiotischen Sturköpfen. Nach einigen Augenblicken hatte er scharf eingeatmet und die Schultern gestrafft. Mit schnellen Schritten war er in seine Zimmer zurück gelaufen, hatte eilig eine Nachricht gekritzelt und diese mit seinem besten Falken abgeschickt. Sein Bekannter aus Tinae hatte ihm erst vor ein paar Tagen geschrieben, dass Saskia wieder in der Stadt sei. Wenn das Schicksal doch noch einen Ausweg offen hielt, war sie immer noch dort und hatte gerade keine anderen Aufträge. Nobu hoffte, sie würde ihm zumindest den Gefallen tun, sich den Auftrag näher erklären zu lassen. Denn wenn er jemandem vertraute und zutraute, mit seinem Neffen oder seinem Bruder fertig zu werden, dann war es diese Löwenfrau.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Di Apr 17, 2018 2:12 pm
Ohne grosse Verzögerungen hatte Saskia die Verfolgung aufgenommen. Am Anfang hatte sie etwas Zeit gebraucht, bis sie die Stelle gefunden hatte, an der Juro vom Weg abgebogen und in den Wald eingetaucht war, aber dann hatte sie die Spur nicht mehr verloren. Anfangs hatte sich die Fährte mit vielen älteren Wegen gekreuzt, aber am Vortag hatte es geregnet, den ganzen Tag jedoch die Sonne geschienen, weshalb sie frische problemlos von älteren Spuren unterscheiden konnte, ohne sich auch nur hinzuknien. Regelmässig prüfte sie die Luft und die feine Mischung aus Russ und Seife bestätigte ihr, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Saskia bewegte sich auf baren Sohlen in leichtem Trab fort, ein Tempo, das sie nötigenfalls die ganze Nacht durchhalten konnte. Als das Tageslicht schwand, drosselte sie ihr Tempo etwas, um die Fährte nicht zu verlieren. Glücklicherweise war der Fürstensohn kein geübter Jäger. Er hatte reichlich abgebrochene Ästchen und Fussabdrücke hinterlassen und in regelmässigen Abständen hatte er sich anscheinend zudem ein Ast abgebrochen und mitgenommen. Als auch das letzte Tageslicht schwand, hatte sie ein kleiner Hügel mit einer Lichtung erreicht, welche vom schwachen Schein des zunehmenden Mondes erhellt wurde. Saskia legte sich auf den Rücken ins Gras, starrte kurz zur Mondsichel hinauf und schloss dann die Augen. Sie war schon ein gutes Stück voran gekommen und wollte die dunkelsten Stunden über ruhen, bevor sie sich beim Einsetzen der Dämmerung wieder auf den Weg machen würde.
Juromaru Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Mai 13, 2018 7:46 pm
Zweiter Tag
Die Dunkelheit brach herein und eine wohlige Stille legte sich über den Wald. Juromaru kannte die Nächte im Wald. Schon als kleiner Junge hatte er sich immer wieder davon gestohlen um im Freien zu schlafen. Was ihn in seiner Jugend geängstigt hatte, war ihm nun bestens vertraut. Er konnte die Stimmen der Tiere zuordnen oder erkannte wenn ein Sturm aufzog. Das half ihm auch zu erkennen, wenn sich ihm jemand näherte. Zumindest dann, wenn diese Person hörbare Laute von sich gab. Es war bereits nach Mitternacht als er das erste Mal einnickte. Sein Kopf ruckte nach vorne und das schwere Buch drohte von seinem Schoß zu rutschen. Erschrocken richtete Juro sich wieder auf, umschloss den Lesestoff mit beiden Armen und sah sich kurz um. Mit einem erschöpften Seufzen klappte er das Buch zu, legte ein letztes Mal Holz ins Feuer und räumte seine Habseligkeiten zusammen. Die Decke eng um sich geschlungen, legte er sich auf die Seite und schloss die Augen. In wenigen Minuten war er wieder eingeschlafen und erwachte erst, als die Sonne sich bereits am Horizont zeigte. Die Stimme seines Zwillingsbruders dröhnte in seinem Kopf. Verdammt noch mal...was willst du denn jetzt? Ich stehe ja schon auf... ,murrte er gedanklich und noch recht verschlafen. Mit einem langgezogenen Stöhnen drückte er sich vom Waldboden hoch, reckte die Arme und Beine und gähnte herzhaft, bevor er sich umsah. Das Licht der Morgensonne kroch nur geringfügig durch das Unterholz. Ein morgendlicher Dunst lag zwischen den Baumstämmen wie eine warme Bettdecke. Juromaru war eigentlich ein ausgesprochener Morgenmensch. Er hatte zwar immer den Appell geschwänzt, doch meist verließ er sein Zimmer schon vor Sonnenaufgang. Heute jedoch merkte er die Strapazen des langen Fußmarsches vom Vortag. Dennoch dauerte es nicht lange, bis die freudige Zuversicht wieder die Oberhand gewann. "So spät ist es doch gar nicht Bruder. Und hier ist niemand. Also beruhige dich wieder." ,redete er mit seiner inneren Stimme. Lächelnd sah der Rotschopf sich um und atmete die herrliche Morgenluft tief ein. Es wurde Zeit für sein Training. Auch ohne seinen Vater, diesen ach so gelobten Kampfsportmeister oder den Schinder am Hofe konnte er besser werden! Der Unterschied war nur...Juromaru trainierte das, was ihm gefiel! Schon ließ sich der Fürstensohn nach vorne fallen und fing sich mit den Armen ab, um sich gleich darauf wieder vom Waldboden ab zu stoßen. Beim nächsten Sturz stieß er sich mit den Füßen ab und blieb im Handstand stehen, aus dem heraus er die Arme beugte und streckte. Es war verdammt anstrengend aber es fühlte sich dennoch herrlich an. Grinsend sah er in den Wald hinein, der für ihn Kopf stand.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Sa Mai 19, 2018 10:58 am
Nach nur wenigen Stunden Schlaf, als sich der Himmel wieder gräulich verfärbt hatte und sich am Horizont ein hellerer Streifen abzeichnete, machte sich Saskia wieder an die Verfolgung. Auf allen vieren folgte sie der Fährte über die Wiese den Hügel hinunter und in den Wald hinein. Die reinblütigen Löwenmenschen in ihrem Stamm hatten sich noch relativ häufig auf allen vieren bewegt, da auch ihre Hände von gut gepolsterten Ballen geschützt waren. Saskia dagegen lief nur dann auf allen vieren, wenn sie sich anschlich oder sie eine Fährte bei schlechtem Licht verfolgte. Glücklicherweise wurde die Spur im Wald wieder deutlicher, so dass Saskia gut aufrecht laufen konnte und sich nur hin und wieder hinkniete. Sie war den tiefen Gang einfach nicht mehr gewohnt. Nebst den Fusstritten des Fürstensohns und den geknickten Ästen lag an dichteren Stellen immer noch ein feiner Seife-Russ-Geruch. Als sich der Himmel rosa zu verfärben begann, wurde der Russ-Geruch stärker und von frischem Rauch verstärkt. Prüfend hielt Saskia ihre Nase in den Wind, betrachtete aufmerksam die Fährte und folgte dann dem Rauch Richtung Feuerquelle. Es dauerte nicht lange, die Sonne war noch nicht über den Horizont geklettert, da bemerkte sie Veränderungen in der Umgebung und der Rauch war noch stärker geworden. Vor ihr in einer Senke lag die Luft still und man konnte die Nase förmlich eintauchen in den Rauch. Feiner Dunst lag zudem auf den feuchteren Stelle. Zwischen den Bäumen ertönte kurz eine Stimme. Dann hörte Saskia Knacken und leises Rascheln. Langsam trat sie näher, ihre nackten Ballen setzte sie vorsichtig auf den Waldboden, damit kein Geräusch ihr Kommen verraten würde. Der Dunst erschwerte ihr die Sicht, also versuchte sie sich mit ihrem Gehör zu orientieren und fand schliesslich das Lager. Als erstes bemerkte sie leuchtend hellrotes Haar, dann den dazugehörigen Fürstensohn. Das Lagerfeuer war niedergebrannt, daneben lagen eine zerknüllte Decke und einen Haufen wahrscheinlich aus den Habseligkeiten des Prinzen. Er selbst stand gerade Kopf. Leicht beeindruckt beobachtete Saskia die Übung, es brauchte kräftige Armmuskeln für diese Art von Liegestützen – oder einen ziemlich mageren leichten Körper. Fürst Daniki hatte zwar erzählt, dass der Junge ein miserabler Schwertkämpfer war und immer das Training geschwänzt hatte, aber zumindest an Körperbeherrschung mangelte es ihm nicht. Und fett war er glücklicherweise auch nicht. Sollte sie ihn nämlich zu seinem neuen Meister schleppen müssen, würde es ihr so viel leichter fallen. Um ihn nicht zu stören, trat Saskia leise und ruhig einige Schritte näher. 10 Schritte vom Lager entfernt lehnte sie sich mit verschränkten Armen offen an einen Baum. Stumm beobachtete sie das Morgentraining und wartete darauf, der Fürstensohn sein Training beendete oder ihre Anwesenheit bemerkte.
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Sa Jun 09, 2018 8:51 pm
Zweiter Tag
Juro trainierte sein Gleichgewicht und lief auf den Händen über den unebenen Waldboden. Seine Füße balancierten ihn aus, während er mit den Armen über Stock und Stein stieg und die Muskeln brennen spürte. Jetzt hör schon auf. Wenn jemand hier wäre hätte ich das doch bemerkt. ,diskutierte er während dessen weiter mit der Stimme seines Bruders, als ihm das Grinsen plötzlich im Halse stecken blieb. Die warnende Stimme war also nicht unbegründet gewesen. Noch im Handstand sah Juromaru unweit der Grenze seines Lagerplatzes ein Paar Füße. Haarige Füße... Sein Blick ging von ihnen langsam weiter nach oben. Was zum Henker...!? ,ging es ihm nur durch den Kopf. Er hatte keine Zeit um darüber nach zu denken, wer oder was da gerade stand und es vermutlich auf ihn abgesehen hatte. Schließlich befand er sich auf der Flucht! Er musste handeln und das schnell! Der Schreck hatte ihm fast sein Gleichgewicht gekostet. Noch bevor er wie ein gefällter Baum auf den Rücken fallen konnte, rollte sich der Rotschopf ab. Sofort war er wieder auf den Füßen, stieß sich mit diesen vom Boden ab und hechtete hinter das fast erloschene Lagerfeuer. Bei seinen Habseligkeiten angekommen, griff er mit der linken Hand nach seiner selbstgebauten Fackel und mit der rechten Hand nach dem Schwert, welches fein säuberlich neben dem Beutel in seiner Scheide lag. Den Kopf der Fackel schob er tief in die noch heiße Glut, während er den rechten Arm unbeholfen herum schüttelte, um das Schwert aus der Scheide zu bekommen. Zum Glück reichte die Glut aus um die Fackel zu entzünden. Das Tieröl tat seine Arbeit. Triumphierend richtete sich der Fürstensohn wieder auf und hielt beide Waffe mit ausgestreckten Armen seiner Verfolgerin entgegen. "Was willst du hier!? Verschwinde und komm nicht zurück! Oder du wirst es bereuen!" ,rief er ihr entgegen und ruckte mit der Fackel nach jedem Satz drohend in ihre Richtung. Jaaa du hattest ja recht Bruder. Ich hab sie einfach nicht kommen gehört. Ist das überhaupt eine Sie? Was ist sie!? ,fragte er seinen Zwilling, der sich erneut gemeldet hatte. Doch auch der wusste keine Antworten mehr.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Jun 10, 2018 12:04 am
Der Fürstensohn bemerkte sie endlich und erschrak offensichtlich, er fiel beinahe mitten in seiner Übung hin. Mit einem hecktischen Sprung hechtete er zu seinen Waffen. Zischend flammte seine Fackel auf und der beissende Geruch von verbranntem Öl stieg auf. Angewidert zuckten Saskias Nasenflügel und ihre Ohren legten sich von selbst kurz an, als sie das Feuer roch. Dann sah sie, wie er ungelenk sein Schwert zog, und verzog spöttisch ihre Mundwinkel. Glücklicherweise hatte sie es nicht auf sein Leben oder sein Eigentum abgesehen. Immerhin schien er keine Angst zu haben, das Feuer machte ihm wohl Mut. Saskia konnte ihm dies nicht verdenken, tatsächlich hatte sie gerade reichlich wenig Lust, näher heran zu treten. Aber da das selbstgebastelte Stück so schnell Feuer gefangen hatte, konnte es nicht allzu lange brennen. Und sie hatte Zeit. Also hörte sie sich seine Drohungen ungerührt an und blieb, wo sie war. „Dir auch einen guten Morgen“, begrüsste sie ihn schliesslich. „Juromaru?“, fragte sie lediglich der Höflichkeit halber. „Ein Schwert macht mehr Eindruck, wenn man es nicht wie einen Zahnstocher schwingt“, fügte sie trocken hinzu. „Du hast definitiv zu oft das Morgentraining geschwänzt.“ Sie stiess sich vom Baum ab und trat zwei grosse Schritte näher. „Ich bin Saskia“, stellte sie sich vor. „Und ich kann nicht verschwinden, du bist nämlich mein Auftrag.“
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Jun 10, 2018 8:06 pm
Zweiter Tag
Seine Drohung kam wohl nicht so eindringlich bei seiner Verfolgerin an, wie er es sich erhofft hatte. Einen Augenblick blieb er wie angewurzelt und mit leicht offenem Mund stehen, als sie ungerührt zu ihm sprach und mehr noch, sich heraus nahm ihn sogar zu beleidigen. Sie kommentierte seine Art das Schwert zu halten und zu schwingen. Genau wie sein Vater, machte sie das Schwänzen des Morgenappels dafür verantwortlich. Sie wusste also schon eine ganze Menge über ihn. So auch seinen Namen. Als sie sich vom Baum abstieß und mit zwei Schritten näher an ihn heran trat, erwachte der Fürstensohn wieder aus seiner Starre und spürte wie die Wut in ihm aufflammte. Knapp stellte sie sich ihm vor und verkündete, dass sie nicht verschwinden könne, da ER ihr Auftrag wäre. „Ich bin dein…!?“ ,wiederholte er ihre Worte, unterbrach sich aber gleich darauf selbst und schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Natürlich hat Vater sie geschickt! Darauf bin ich auch schon selbst gekommen!“ ,diskutierte er hörbar und genervt mit seinem Bruder, der sich wieder zu Wort gemeldet hatte und begann mit Schwert und Fackel in den Händen auf und ab zu laufen. Wenige Sekunden später blieb er wieder stehen und drehte sich entschlossen zu Saskia um. Erneut wies er mit der brennenden Fackel auf sie. „Hör mir mal gut zu Mieze! Es ist mir egal was mein Vater dir zahlt oder was er von dir verlangt! Ich gehe nicht zurück! Da musst du mich schon umbringen! Und ein toter Fürstensohn macht sich bestimmt nicht gut in deinem Lebenslauf!“ Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, war er es nun, der zwei Schritte auf sie zu ging. „Wenn ich dir mit dem Schwert nicht das Fell abziehen kann, dann brenne ich dir eben ein paar hübsche Löcher in den Pelz! Willst du es ausprobieren!?“ Nein Juro hielt nicht viel von höflichen Floskeln und gutem Benehmen. Er war auch sicher kein Feigling. Dafür ein ziemlicher Hitzkopf. Warum hat Vater mir diese…Katzenfrau auf den Hals gehetzt? Das sieht ihm irgendwie gar nicht ähnlich ,ging es ihm durch den Kopf. Das sein Onkel die Löwenfrau kannte kam ihm und seinem Bruder nicht in den Sinn.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Jun 10, 2018 11:19 pm
Was Ausreisser betraf, hatte Saskia im Grossen und Ganzen 3 Gruppen kennen gelernt. Die langweiligsten waren jene, die sie heulend antraf und die erleichtert waren, von ihr wieder nach Hause gebracht zu werden. Oder jene, die sich während ihrer Zeit als Ausreisser amüsiert hatten, aber sich sofort ergaben, wenn sie genug sicher auftrat. Und natürlich jene, die jammerten und ihr Mitleid wecken wollten, ihr aber trotzdem wie ein Hündchen nach Hause folgten. Also hauptsächlich nervig, aber leider am häufigsten. Schon etwas anstrengender waren jene, die sich ihrer Rückführung widersetzten und gegen sie kämpfen wollten, was kaum ein Problem darstellte. Meist fügten auch sie sich nach einigen Tagen und konnten an den Ohren heim gezogen werden. Anstrengend wurden sie hauptsächlich dann, wenn Saskia sie fesseln und nach Hause tragen oder einen Esel auftreiben musste. Alle Varianten waren keine wirkliche Herausforderung. Interessanter wurde es dann, wenn sich ihr Schützling nicht nur wehrte, sondern regelmässig Fluchtversuche unternahm. Dies weckte der Jagdinstinkt in ihr und wenn einer bei jedem Versuch geschickter wurde und seine Spuren immer besser verwischte, machte ihr ihre Arbeit sogar Spass. Der Fürstensohn gehörte anscheinend nicht zur ersten Gruppe, aber der Rest blieb abzuwarten. Sicherlich hatte er erstmal sein Temperament nicht im Griff. Wütend trampelte er um das Feuer, was Saskia gleich an eine Kindergeschichte ihrer Mutter erinnerte, in der ein kleines wütendes Männchen um ein Feuer hüpfte. Sie musste lächeln. „Eigentlich soll ich dich gar nicht nach Hause bringen, das wäre nur die Alternative“, entgegnete sie achselzuckend. „Aber ist deine Entscheidung.“ Als er mit der Fackel erneut auf sie wies und die Funken in ihre Richtung stoben, sträubte sich ihr Nackenfell. Sie legte kurz die Ohren an und verzog die Lippen, so dass ihre spitzen Zähne entblösst wurden. Wenn es nötig wäre, hätte sie ihm sicherlich leicht die Fackel aus der Hand nehmen können, aber der Junge suchte förmlich nach Streit und am besten war es in solchen Situationen immer, ihnen keine Angriffsfläche zu bieten. „Lass‘ mal das Gefuchtel, ich werde dich schon nicht umbringen“, beruhigte sie ihn. „Deine Schwestern hätten sicherlich etwas dagegen.“ Sie blickte um ihn herum auf den Lagerplatz. „Steck lieber das Feuer wieder an, ich hatte noch kein Morgenessen.“ Sie trat um ihn herum auf die Feuerstelle zu, löste ihr Umschlagtuch und holte ihren Wasserschlauch hervor, aus dem sie erst einmal einen tiefen Schluck nahm. Ihre Ohren hatte sie in die Richtung des Jungen gerichtet, damit sie vorgewarnt wäre, sollte er wirklich so töricht sein und sie angreifen wollen.
Juromaru Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Sa Jun 16, 2018 11:07 pm
Zweiter Tag
Seine Waffen noch immer fest in beiden Händen stand Juromaru wieder still da und hörte der Frau mit der buschigen Mähne zu. Sie sollte ihn also gar nicht nach Hause bringen? Da gab es dann ja nur noch eine Möglichkeit. Glaubst du Vater hält immer noch an seinem Plan fest?... Dann soll sie mich also zu dem alten Zausel bringen. Na ganz toll… Hatte sie nicht was von seiner Entscheidung gesagt? „Wenn ich entscheiden darf, dann haust du einfach ab und alle sind glücklich.“ ,meinte er frei heraus. Sein Vater musste sich nicht weiter mit ihm herum ärgern, er hatte seine Freiheit und würde seiner Vorhersehung entfliehen, der Löwenfrau machte er keine weiteren Scherereien und seine Schwestern… Seine Schwestern waren ohne ihren großen Bruder. Kaum das Saskia die Mädchen erwähnte, musste Juro schlucken. Ob sie mit ihnen geredet hatte? Nein es wäre nicht gut wenn er ums Leben kam. Auch wenn er davon gelaufen war, er wollte dennoch für seine Schwestern da sein. Irgendwann… Spätestens dann, wenn er seine Vergangenheit hinter sich gelassen hatte. Wenn er nicht mehr als unheilvoller Dämon gesehen wurde, der um jeden Preis den Platz seines Vaters einnehmen musste. Kaede, Emi, Yumi und Yuri. Die Mädchen brauchten ihn. Nicht weil sie nicht stark genug wären selbst zurecht zu kommen, sondern weil sie einfach zusammen gehörten. Er brauchte die Vier genau so sehr wie sie ihn brauchten. Zumindest glaubte er das. Sein Bruder riss ihn aus seinen Gedanken und machte ihn wieder auf die Verfolgerin aufmerksam, die nun meinte er solle das Feuer wieder anfachen um Frühstück zu machen. Der Rotschopf blies die Wangen auf und warf mit einer wütenden Geste die Fackel in die glimmende Asche seines fast erloschenen Lagerfeuers. „Wenn du glaubst ich werde jetzt einfach mein Essen mit dir teilen, dann bist du falsch gewickelt! Was ist dein Auftrag? Was verlangt Vater von dir? Was frage ich eigentlich?! Das kann mir komplett egal sein! Ich bin mein eigener Herr! Egal was ER will, ich entscheide für mich allein!“ Er war kein Kind mehr und er wusste sich zur Wehr zu setzen! Aber Juro hatte auch keine Lust direkt einen Streit mit der Fremden aus zu tragen. Zumindest nicht körperlich. Er musste seine Kräfte gut einteilen. Der Tag hatte grade erst begonnen. Mit schnellen, geübten Handgriffen hatte der Fürstensohn das Feuer wieder aufflackern lassen. Mit beleidigtem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen wie ein Dreijähriger ließ er sich im Schneidersitz vor dem Feuer nieder und behielt das verhasste Schwert im Schoß, nur für alle Fälle. Die Fackel lag wieder griffbereit vor ihm. Auch wenn er sie selbst zusammengewickelt hatte, so war er darin ganz sicher kein Anfänger. Ich glaube kaum, dass ich mit ihr verhandeln kann. Ich habe nie und nimmer so viel Gold bei mir, wie Vater ihr für den Auftrag geboten hat. ,sprach er mit seiner inneren Stimme. Vielleicht war es das Beste, wenn er heraus bekam, wie viel sie schon von ihm wusste, warum man grade sie geschickt hatte und was sie als nächstes plante. Ja das dachte ich mir auch schon. So einfach werde ich es ihr nicht machen. Einen Moment musterte er Saskia noch misstrauisch. „Warum hat Vater grade dich geschickt? Ich habe bisher noch nie was von dir gehört. Bist du eine Söldnerin? Was genau bist du eigentlich?“ ,versuchte er ein Gespräch oder viel mehr ein Verhör zu beginnen.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Jun 17, 2018 5:04 pm
Mit gutem Abstand zur Feuerstelle kauerte sich Saskia hin und kramte ihren Brotbeutel hervor, in dem sie noch genügend Brot und getrocknete Fleischstücke für sich selbst aufbewahrte. Das Feuer brauchte sie eigentlich gar nicht, so wollte den tobenden Jungen nur auf eine nützliche Tätigkeit umlenken. Der Fürstensohn tobte noch eine Weile und sie bemühte sich, ihn nicht zu beachten, schliesslich schien er sich jedoch etwas zu fangen und brachte das Feuer wieder ordentlich zum Brennen. Trotzig setzte er sich auf der anderen Seite des Feuers nieder und blickte sie wutentbrannt an. Ruhig erwiderte Saskia seinen Blick. Damit konnte sie umgehen. Er musste sie nicht mögen. Zwar hatte Nobu sie um einen Gefallen gebeten, zusätzlich zum Auftrag, aber sie hatte ihm nichts versprochen. Dann begann er sein Verhör und Saskia liess sich auf ein Gespräch ein, damit er zumindest einen Teil seiner Wut ablegte. Und sie wollte dem Misstrauen vorbeugen, dass ansonsten unweigerlich aufkommen würde. „Dass du mich nicht kennst, spricht eigentlich für dich“, antwortete sie fein lächelnd. „Meist verfolge ich Gröberes. Von dir habe ich jedenfalls auch noch nie etwas gehört“, erwiderte sie. „Du warst noch nie in der Stadt? Normalerweise wird einiges geredet über junge Adelige, besonders über Erben.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich erledige regelmässig Aufträge für Mitglieder der Tenzaire. In gewisser Weise bin ich wohl eine Söldnerin, manchmal Leibwächterin, manchmal Fährtensucherin, manchmal Kopfgeldjägerin.“ Sie grinste breit und entblösste dabei ihre Zähne. „Such dir was aus.“ Sie zog ihren Dolch und schnitt damit ein grosses Stück von ihrem Trockenfleisch ab. Sie schob sich das zähe Stück zwischen die Zähne und riss kräftig ab. Den Bissen selber kaute sie kaum. Ein Krümel Brot folgte. „Kommen wir zurück zum Auftrag“, begann sie erneut. „Wir hatten wohl keinen guten Start. Ja, du bist mein Auftrag, denn anscheinend sind nicht alle glücklich über deine Entscheidung. Nicht einmal dein Vater – ja, ich hab auch mitbekommen, dass ihr ein Problem miteinander habt, bin ja nicht blöd. Jedenfalls hat er einiges gezahlt, damit dir nichts zustösst. Und damit ich dir den Weg zu diesem alten Kauz zeige.“ Sie lächelte erneut. „Wie gesagt, du kannst selbst wählen zwischen dem Kauz und deinem Zuhause.“
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Do Jun 21, 2018 9:42 pm
Zweiter Tag
Sie arbeitete also für die Gilde in der auch sein Vater war. Das erklärte einiges. Juromaru hatte schon einiges von der Tenzaire gehört und über sie gelesen. Da sie nur aus Adeligen bestand, brauchte sich Saskia über eine üppige Bezahlung wohl keine Sorgen machen. Das sie von ihm auch noch nie was gehört zu haben schien freute den Rotschopf. Juro selbst hatte das Gefühl die ganze Welt wusste besser über ihn bescheid wie er und seine eigene Familie. Nur was die Stadt anging lag sie falsch. „Ich war oft genug in Tinae. Schon als kleiner Junge. Vielleicht sind die Leute es ja endlich leid über mich zu reden.“ Meinte er mit abfälligem Tonfall. Kopfgeldjägerin. Ganz was feines. Damit macht sie mir keine Angst ,unterhielt er sich gedanklich mit seinem Bruder und schmunzelte nur knapp auf ihr Grinsen hin. Nun wo sie auf den Auftrag zu sprechen kam, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck sofort wieder. Es sollte ihn ja eigentlich glücklich stimmen, dass sein Vater sich um ihn sorgte. Doch das tat es nicht. Ja, sicher weiß ich das Vater mich nicht hasst… Aber ich glaube ihren Worten dennoch nicht. Er will nur seinen Willen durchsetzen und das werde ich auch tun! Die Arme noch immer verschränkt blickte er Saskia finster an. „Ich will weder zu dem alten Kauz noch zurück nach Hause. Die einzigen für die ich heimkehren würde, wären meine Schwestern. Aber die brauchen mich nicht. Sie sind stark und kommen gut ohne mich zurecht.“ ,sagte er, auch um sich selbst zu beruhigen. „Um die Probleme mit meinem Vater aus der Welt zu schaffen bin ich ja grade davon gelaufen. Ich werde nie ein guter, geschweige denn ein überragender Schwertkämpfer. Aber ich habe andere Fähigkeiten und die werde ich finden und verbessern. Bis mein Name im ganzen Land bekannt ist! Nicht Juromaru, der Zwillingsmörder und Dämon mit den blutigen Haaren sondern Juromaru der Feuerfuchs!“ Der Rotschopf kam immer mehr in Rage, während er sprach. Die Wut und Trauer darüber, was man von ihm hielt und über ihn erzählte, saß tief. Er hasste sich selbst schon genug dafür, dass er seinem Bruder nicht hatte helfen können, vielleicht sogar für dessen Tod verantwortlich war. Da halfen auch das Getuschel und die Schuldzuweisungen der anderen ihm nicht weiter. Das einzige was ihm helfen konnte war, einen anderen Weg ein zu schlagen als den, den man ihm vorausgesagt hatte und in den er hinein geboren worden war. Entschlossen legte Juromaru das Schwert zur Seite und begann seine Sachen zu packen. Das Tuch mit seinen Habseligkeiten wieder zusammen gerollt, stand er auf, band es sich schräg über den Rücken, schob das Schwert in seine Scheide zurück und band auch diese auf seinen Rücken, so dass er es mit der rechten Hand jederzeit ziehen konnte, falls nötig. Die Fackel löschte er mit der Asche neben dem Feuer, bevor er auch das Lagerfeuer erstickte und mit Erde zuschüttete. Noch einmal zog er den Knoten vor seiner Brust fest und sah zu der Löwenfrau. „Also was jetzt? Können wir uns irgendwie einig werden? Oder muss ich der Mieze doch noch das Fell abziehen?“ ,fragte er mit in die Seiten gestemmten Fäusten und musterte seine Aufpasserin. Nein ich werde ganz sicher NICHT mit ihr zusammen reisen! Das ist eine dämliche Idee Bruder. Ich brauche kein Kindermädchen und auch kein kratzbürstiges Haustier! Ich will alleine gehen! Ganz alleine! ... Du weißt wie ich das meine… Wie sollte man frei sein und sich entfalten können, wenn einem immer jemand hinterher lief? Oder schlimmer noch, dieser Jemand einen auch noch woanders hin bringen wollte. Ihm würde schon nichts zustoßen!
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Mo Jul 16, 2018 8:16 pm
„Oder in der Stadt haben sie gerade genug eigene Probleme“, ergänzte Saskia. Auch über sie war viel geredet worden, damals wie heute. Anfangs hatte sie das befremdet, mittlerweile hatte sie sich damit abgefunden. Es half ihr, gut bezahlte Aufträge zu finden. Man konnte die Stimmen nicht zum Verschwinden bringen, man musste nur das Beste daraus machen und den Rest ignorieren. Eine Einsicht, die auch dem Fürstensohn gut täte. Stumm kauend wartete Saskia seinen Wutausbruch ab, schon wieder einer. Der Name „Feuerfuchs“ passte zumindest zu seinem explosiven Temperament, das bei der leisesten Erwähnung seines Vaters überbrodelte. Beim Gedanken daran, diese Gesellschaft für den ganzen beschwerlichen Weg bis zu ihrem Ziel ertragen zu müssen, verfinsterte sich ihr Gesicht. Sie hatte sich auf diesen Auftrag gefreut und nun… einfach ätzend! Ihr buschigen Augenbrauen zusammen gezogen beobachtete sie, wie der Junge seine Sachen packte. Sie machte weder Anstalten, ihn aufzuhalten, noch sich ihm anzuschliessen. Als er sich abmarschbereit erneut an sie wandte, verzog sie nur skeptisch das Gesicht. „Einig werden?“, wiederholte sie. „Kühl dich erst ab und wenn du wieder klar denken kannst, reden wir weiter. Vielleicht hast du dann ja auch einen Vorschlag statt nur Beleidigungen und Drohungen.“ Sie griff nach ihrem Schleifstein. „Falls du gehen willst: Ich komm nach“, ergänzte sie und begann ihre Krallen zu wetzen, nur um sich irgendwie zu beschäftigen. „Tu‘ mir wenigstens den Gefallen und geh nicht in die Richtung.“ Sie deutete nach Osten, wo unweit das Gebiet einer Räuberbande begann. „Und mach einen Bogen um Tinae, falls du den Soldaten deines Vaters nicht in die Arme laufen möchtest.“ Ganz zu schweigen von den momentanen Unruhen in Tinae, die sie nicht extra erwähnen wollte. Möglicherweise würde den Jungen diese Art von Abenteuer sogar reizen, die Aussicht auf eine Begegnung mit seinem Vater dagegen sicherlich nicht. Und zumindest den Aufenthalt im Freien wollte sich Saskia bei diesem Auftrag keinenfalls nehmen lassen.
Juromaru Gildenlos
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Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis Sa Aug 11, 2018 10:49 pm
Ob die Leute in der Stadt eigene Probleme hatten? Ihm wäre es nur recht gewesen. Um so besser wenn endlich Gras über all die Gerüchte und Geschichten wachsen würde. Vielleicht würde er dann irgendwann in die Stadt reisen können, ohne als Sohn des Fürsten erkannt zu werden. Juro wünschte sich als einfacher Gaukler und Straßenkünstler durch das Land ziehen zu können. Feuerkunststücke zeigen, Applaus und ein wenig Geld bekommen. Mehr wollte er gar nicht. Kurz schwelgte der Rotschopf in seinen Wunschträumen, erst als sein Bruder ihn ansprach, ließ er sich wieder ins Hier und Jetzt zurück holen. Die Löwenfrau blieb ruhig sitzen und fing an sich ihre Krallen zu schärfen. Sie machte keine Anstalten mit ihm gehen zu wollen. Er solle sich abkühlen hieß es von ihr. Aufgebracht schnappte er nach Luft, wollte gleich mit weiteren Beleidigungen aufwarten, doch Juromaru besann sich und begann bereits mit energischen Schritten nach Osten los zu stampfen. Falls du gehen willst, ich komm nach! ,äffte er sie gedanklich nach und schüttelte den Kopf. Irgendwie werde ich sie schon noch los. Glaub mir Bruder. Grade als er zum Rande seines Rastplatzes kam, wies Saskia mit dem Finger nach Osten. Das er besser nicht auf direktem Wege nach Tinae gehen sollte war ihm klar, doch warum nicht dort entlang? Seinen Karten nach waren die Wege dort erkundet und belegt. Oder war gerade das der Grund? Warum sollte sie mir helfen? Das ist Unsinn. Sie will mich doch zu dem Alten bringen. Mitten in der Bewegung wechselte er die Richtung und ging weiter nach Norden. Es war eigentlich nicht seine Art auf andere zu hören. Doch solange er im Wald blieb war ihm fast alles recht. Dann eben mitten durchs Dickicht. „Lauf mir nach so lange du willst. Aber bleib auf Abstand und geh mir nicht auf die Nerven!“ ,rief er über die Schulter, während er über einen kleinen Erdwall stieg und ins Dickicht abtauchte.
Thema: Re: Anwesen der Fürstenfamilie Ignis So Aug 26, 2018 5:25 pm
Saskia nahm zurfrieden zur Kenntnis, dass er ihren Ratschlag befolgte und sich Richtung Norden auf den Weg machte. So konnte sie einen gewissen Abstand zwischen ihnen zulassen, ohne sich gross Sorgen zu müssen. Möglichst unbeteiligt wollte sie ihre Krallen schärfen, doch ... "Aber bleib auf Abstand und geh mir nicht auf die Nerven!" Der Schleifstein wetzte am Ziel vorbei und Saskia konnte einen Moment nur verdutzt den Mund aufmachen, dann warf sie den Kopf in den Nacken und brüllte los vor Lachen. Exakt ihr Gedanke! Wäre sie abergläubisch gewesen, hätte sie nach einem tieferen Sinn darin gesucht, aber so amüsierte sie der Zufall lediglich. Ausserdem hatte dies schon lange keiner ihrer Begleiter mehr gesagt. Sie schüttelte ihre Mähne und wischte sich zwei Lachtränen aus den Augen. So eklig wie er auftrat, war der Junge möglicherweise gar nicht. Er wollte sie sicherlich einfach so schnell wie möglich vergraulen. "Ich werd's versuchen!", rief sie ihm hinterher und nahm wieder ihren Schleifstein zur Hand. Den Weg nach Norden, den er eingeschlagen hatte, führte mitten durchs Dickicht und sie hörte noch eine ganze Weile das Knacken von Ästen, als er sich durch Unterholz kämpfte. Schnell konnte er nicht vorankommen und sicherlich würde er eine überdeutliche Spur zurücklassen, ihn später wieder zu finden würde sicher nicht schwierig werden. Daher machte Saskia es sich mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt bequem und gedachte noch eine Weile zu ruhen. In dieser Stellung konnte sich ihr Körper erholen, ohne dass sie dabei ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. Ihre Tanten hatte ihr diese Methode für längere Jagdausflüge gelehrt und auf ihren einsamen Wanderungen hatte sie diese trainiert. Normalerweise war sie eine Meisterin darin, - normalerweise. Doch heute wollte sie nicht richtig zur Ruhe kommen. Hätte sie den Jungen doch nicht ziehen lassen sollen? Obwohl er es so offensichtlich dringend gebraucht hatte? Was konnte schon passieren? Eine Weile versuchte Saskia noch, zur Ruhe zu kommen, dann gab sie es auf. Seufzend stand sie auf, surrte ihr Gepäck wieder fest und machte sich wieder auf. Der Fürstensohn hatte wie erwartet eine deutliche Spur im dichten Geäst zurückgelassen und zudem hing noch sein frischer Duft von Rauch in der Luft. Eiliger als gewollt folgte Saskia ihm in den Wald, kletterte teilweise auch über Bäume und sprang über Gestrüpp, getrieben von einem schlechten Gefühl, auch wenn sie es sich nicht erklären konnte. Aber so war Instinkt nun einmal. Und er hatte sie noch selten getäuscht.